■ Mit Solarien auf du und du
: Gefährliche Strahlen

Oslo (taz) – Arme SchwedInnen! Das staatliche Strahlenschutzinstitut SSI hat diese Woche neue Vorschriften für Solarien erlassen. KonsumentInnen werden ab nächstem Jahr von Hinweisschildern in Sonnenfarmen empfangen: Dieses Solarium kann Ihrer Gesundheit schaden. Es kann Krebs verursachen und die Immunabwehr Ihres Körpers deutlich herabsetzen.

Das Institut emfiehlt Sonnenhungrigen, nur noch höchstens zehnmal pro Jahr künstliches Sonnenlicht zu genießen. Bisher hatte es hundert Besuche im Sonnenstudio jährlich für ungefährlich erklärt.

Personen unter 18 Jahren und solche mit empfindlichem Hauttyp sollten überhaupt nicht auf die Röhren. Mit einer Erkältung oder anderen Infekten sollte man auch nicht ins Solarium. Ebensowenig derjenige, der regelmäßig bestimmte Beruhigungsmittel oder Antibiotika einnehmen muß. Und schließlich sollten die, in deren Familie Hautkrebs vorgekommen ist, das künstliche Sonnenlicht völlig vermeiden.

SSI-Strahlenschutzinspektor Ulf Wester: „Nachdem sich ja die UVB-Strahlung der alten Quarzlampen als großer Risikofaktor für Hautkrebs erwiesen hatten, glaubten wir lange, daß die UVA-Strahlung der neuen Sonnenröhren so gut wie ungefährlich sei.“

Die Verschärfung der Vorschriften und Empfehlungen begründet SSI-Chef Lars-Erik Paulsson mit neuen Forschungserkenntnissen. Man hat herausgefunden, daß die Immunabwehr auch aller gesunden Zellen durch zuviel Sonnenstrahlung deutlich herabgesetzt wird. „Wir können nicht ausschließen“, so Olle Lärko, Dozent an der Sahlgrenska-Hautklinik in Göteborg, „daß die Immunabwehr auch bezüglich der Attacken anderer Typen von Krebszellen verschlechtert wird.“ Klar sei auch, daß Viruskrankheiten wie Herpes durch Solarieneinwirkung in ihrer Entstehung gefördert und im Verlauf verschlimmert würden.

Gelten können die neuen Vorschriften natürlich nur für kommerzielle Solarien, die unter Kontrolle der Behörden stehen. Rund 80 Prozent der lebenslänglichen UV-Strahlung nimmt der Körper in den Wachstumsjahren auf. Ausgeprägte SonnenanbeterInnen wie die SchwedInnen bleibt jetzt nur die Wahl, als frustrierte, aber gesunde Bleichgesichter bis zum nächsten Mai durchzuhalten oder den nächsten Charterflug in den Süden zu buchen. Reinhard Wolff