Unterm Strich

Eine Zensur wird nicht stattfinden. Nach öffentlichem Druck wird das Berliner Maxim Gorki Theater das Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder „Der Müll, die Stadt und der Tod“ nicht auf die Bühne bringen (vgl. taz vom 22. September). Zahlreiche Gespräche über das Stück hätten zu keiner Annäherung geführt, teilte Theaterintendant Bernd Wilms mit. „Wir lesen das Stück inzwischen nicht anders und sind überzeugt, daß es weder antisemitisch ist noch dem Antisemitismus Vorschub leistet“, heißt es in der Mitteilung. „Aber wir nehmen die geäußerten Ängste ernst, und an einer Machtprobe ist uns nicht gelegen.“ Die geplante Aufführung war unter anderem vom Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, und Berlins Regierendem Bürgermeister Eberhard Diepgen kritisiert worden. Die Absage findet auch das Gefallen des Kultursenators Peter Radunski. „Ich bin dankbar, daß die intensive Diskussion mit Beteiligten und Betroffenen zu dieser freien künstlerischen Entscheidung führen konnte“, erklärte er. Ganz frei scheint die Entscheidung aber nicht gewesen. Es sei ein Klima entstanden, das eine unbelastete Probenarbeit und einen freien Blick auf Stück und Inszenierung nicht mehr zulasse, sagte Wilms. Aber eben darum sei es gegangen: eine Aufführung zu erarbeiten und dann zur Diskussion zu stellen. „Wir hielten das – 13 Jahre nach Frankfurt – für möglich.“