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Dolores bringt doch Schmerzen

■ Dasa-Management verkündet Kahlschlag in den norddeutschen Airbuswerken IG Metall spricht von „unsittlichem Verhalten“ Von Florian Marten

2500 Arbeitsplätze in Hamburg futsch, 1000 in Bremen, 600 in Nordenham – bis zum 31. Dezember 1998 soll die Belegschaft der derzeit auf acht deutsche Standorte verteilten Daimler Airbus GmbH (DA) von heute 16.082 auf dann 11.063 Mitarbeiter zusammenschnurren. Dies gab gestern der Vorstand der DA-Mutter Deutsche Aerospace AG (Dasa) in München bekannt. Bis zum 20. November möchte man über Details des Vorhabens mit den Betriebsräten noch plaudern, „dann“, so gestern ein DA-Sprecher zur taz, „beginnen wir mit der Umsetzung“.

Die Werke in Speyer und Laupheim wird die DA abstoßen, allein das ebenfalls zum Abschuß freigegebene Werk Dresden hat durch besondere Zusagen von Sachsenkönig Kurt Biedenkopf noch eine gewisse Chance. Innerhalb Norddeutschlands erleidet Hamburg zwar die größten Arbeitsplatzverluste, kommt aber dennoch am besten Weg: In der Hamburger Airbus-Zentrale werden in Zukunft alle wichtigen Management- und Entwicklungsfunktionen konzentriert, der Standort Bremen verkommt zum reinen Zuliefererbetrieb.

Mit dem jetzt verkündeten Stellenvernichtungsprogramm realisiert die Daimler-Luftfahrtholding Dasa trotz intensiver Gespräche mit Betriebsräten, Gewerkschaften und Politikern fast ungeschmälert die „Maßnahmenblöcke A und B“ ihres Ende August bekannt gewordenen Kahlschlagkonzeptes Dolores. Über den bereits im Konzept als „zusätzlich“ bezeichneten „Maßnahmenblock C“ ist offenkundig noch keine Entscheidung gefallen. Als Extremvariante hatten DA-Betriebsräte einen Abbau der Airbusarbeitsplätze auf bis zu 8000 befürchtet. Mit den jetzt beschlossenen Blöcken A und B will die Dasa die Kosten der Airbusproduktion um mehr als 400 Millionen Mark pro Jahr senken.

Dabei wurde für jedes einzelne Produktionsgebiet, das nicht „zum Kernbereich“ gehört, geprüft, ob es irgendwo auf dem Weltmarkt einen billigeren Anbieter gibt. Ob Kabelbündel, Blechteile, geschweißte Klimarohre, Isomatten oder Handbücher – deren Produktion will die DA an andere Firmen vergeben und dadurch die eigene Fertigungstiefe radikal verringern.

„Tabula rasa bei Dasa“ schimpft Norddeutschlands IG-Metall-Chef Frank Teichmüller. Für ihn bedeutet das „Festhalten an Massenentlassungen und Standortschließungen“ einen Verrat an Politikern und Arbeitern, die durch Vorabzugeständnisse den Weg für vernünftige Lösungen längst geebnet hätten: „Dies ist unsittlich. Der Vorstand zerstört damit das Klima in den Betrieben.“

Eine winzige Tür hält die DA ihren Beschäftigten allerdings noch offen: „Falls sich in den Gesprächen mit den Betriebsräten noch Handlungsspielräume ergeben, daß wir einzelne Arbeitspakete zu weltmarktfähigen Preisen doch selbst herstellen können, sind wir dafür selbstverständlich offen“ – so ein DA-Sprecher zur taz. Teichmüller übersetzt: „Soziallabbau und Lohnverzicht.“

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