: Linksradikalismus als Problem der CDU
■ Wandsbeker CDU will Umweltprojekt „JUMP“ den Geldhahn abdrehen Von Ulrike Winkelmann
Eine Frau im einsamen Kampf für Gesetz und Ordnung. Hermine Hecker, CDU-Bezirksabgeordnete in Wandsbek, legt sich weiterhin bei der Bekämpfung des vermeintlich staatsfeindlichen Vereins „Jugend-Umwelt-Projektwerkstatt“ (JUMP) in Altona ins Zeug.
Für die Bezirksversammlung am kommenden Donnerstag hat sie nun einen Antrag getippt, mit dem die Förderungswürdigkeit des als „Träger der Freien Jugendhilfe“ anerkannten Projekts in Frage gestellt werden soll. Ihr einziger Bezug zur Bezirkspolitik ist dabei der Umstand, daß JUMP im Bramfelder „Umweltzentrum Karlshöhe“ eine allerdings als subversiv zu bezeichnende Schrott- und Fahrradwerkstatt organisiert.
JUMP und einige weitere Umweltwerkstätten in Norddeutschland waren in den vergangenen Tagen in die Schlagzeilen der Springer-Presse geraten, weil sie auf einem „Jugend-Umweltjahrmarkt“ (JUMJA) in Kiel einen Workshop zu „Blockade-Training“ gestaltet hatten, in dem durch Rollenspiele das Verhalten bei Blockade-Aktionen simuliert wurde. Dies, meint Frau Hecker, gehe weit über die in der Satzung von JUMP festgelegten Ziele der Erziehung zum Naturschutz hinaus; abgesehen davon hat sie in Erfahrung gebracht, daß von JUMP Kontakte zu anarchistischen Gruppierungen gepflegt werden.
Die JUMP-Leute sind nun schwer damit beschäftigt, im Sturmwind solcher Anklagen aufrecht stehen zu bleiben. Als „lächerlich“ bezeichnet Johannes Richter, ehemals im JUMP, nun in der Umweltwerkstatt Lübeck tätig, den Heckerschen Kreuzzug. Aber „wenn die Zeitungen das Thema so hochkochen, dann beweist das, daß zu dem Thema Diskussionsbedarf herrscht“. Gerade in der Jugendarbeit müsse es daher ein Forum geben, wo Jugendliche sich selbständig über demokratisches Engagement informieren und auseinandersetzen können.
Julia Brinkmann, die sowohl an dem inkriminierten JUMJA-Workshop teilgenommen hat als auch in einigen JUMP-Gruppen in der Gaußstraße aktiv ist, berichtet: „Das Blockade-Training soll uns ja gerade davor bewahren, an der Gewalt der Polizei Schaden zu nehmen und selbst Gewalt anwenden zu müssen.“ Anstatt daß man im JUMP nun den für den 28. Oktober angesetzten Anti-Atom-Aktionstag vorbereiten kann, werden Presseerklärungen geschrieben, um klarzustellen, „daß einige von uns zwar linksradikal, aber nicht gewalttätig und keine Prügeldemonstranten sind“, wie die 15jährige es formuliert.
Im fernen Wandsbek herrscht denn auch gelinde Verwunderung über den Aufwand, den Hermine Hecker betreibt, allerdings „ist sie dafür bekannt“, sagt Andreas Bokowski von der GAL-Fraktion, „daß sie sich auch schon mit anderen selbstverwalteten Projekten, etwa dem Bramfelder Kulturladen (BraKuLa), angelegt hat“. Es sei „typisch CDU“, daß die sich an die Öffentlichkeit wende, ohne sich überhaupt mit JUMP in Verbindung zu setzen. Auch der Fraktionsvorsitzende der mithin als konservativ bezeichneten SPD, Ingo Egloff, meint: „Der Linksradikalismus ist wohl eher ein Problem der CDU als der SPD.“ Ob dem Antrag Heckers im Bezirk zugestimmt werde, wisse er noch nicht, „aber zumindest die Medienberichterstattung gibt mir keinen Anlaß dazu.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen