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Ein sehr ernster Vorgang –betr.: „Polizei kesselt Demonstranten nach Krawallen ein“, taz vom 26.10.98

Am 24.10. fand in Bonn eine Gegendemonstration anläßlich der NPD-Proteste gegen die „Wehrmachtausstellung“ statt. Viele Jugendliche (unter ihnen auch jüdische Schüler Bonner Gymnasien) hatten sich dieser Gegenkundgebung in keiner anderen Absicht angeschlossen, als friedlich ihren Protest gegen die Nazianhänger zu äußern. Diese Kinder und Jugendlichen wurden im Verlaufe des Tages von der Polizei mißhandelt, eingekesselt und mit gefesselten Händen in Einzelzellen gesperrt, ohne mit ihren Eltern Kontakt aufnehmen zu dürfen.

Es reicht nicht mehr, von überzogenen Maßnahmen einiger auf die Situation nicht vorbereiteter Beamter zu sprechen, wie es bei vorhergehenden Fällen üblich war. Es ist sein sehr ernster Vorgang, der sich hier abgespielt hat, und die Öffentlichkeit, der dies nicht verborgen bleiben durfte, muß sich angesprochen fühlen.

[...] Was sollen junge Menschen, die aufmerksam ihrem Geschichts- und Politikunterricht gefolgt sind, die sich ihre Meinung bilden und ein Recht haben, friedlich für diese einzustehen, was sollen solche Jugendliche von einem Staat halten, in dem sie aufgrund ihres Protestes gegen die Verherrlicher eines entsetzlichen Mordregimes von der Polizei wie Schwerverbrecher behandelt werden, während die (un)geistigen Nachkommen Hitlers ruhig und ungehindert ihre absurden Parolen verkünden dürfen? [...] Der Vorfall wird hoffentlich ein weiterer Anstoß sein, das Verbot rassistischer und demokratiefeindlicher Gruppen ernsthaft zu betreiben. Vivian Calman, Bonn

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die auf dieser Seite erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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