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Soundcheck

Gehört: Jobim Morelenbaum Quintet. Vor zehn Jahren trat Antonio Carlos Jobim zum ersten- und letztenmal in Hamburg auf. In der schwach besuchten Fabrik hatte er seine „New Band“ dabei, mit der er die letzten Jahre bis zu seinem Tod 1994 arbeitete. Der Kern dieser Band, nämlich Jobims Sohn Paulo, der Cellist und Arrangeur Jaques Morelenbaum sowie dessen Frau, die Sängerin Paula Morelenbaum, bilden jetzt, verstärkt um Paulo Jobims Sohn Daniel und den Schlagzeuger Duduka Da Fonseca das Jobim Morelenbaum Quintet. Das Repertoire stammt fast ausschließlich aus Stücken von Antonio Carlos Jobim, größtenteils sind es sogar ganau die Stücke, die man mit dem Meister selbst zu dessen Lebzeiten gespielt hatte.

Doch was sich auf dem Papier nach einer öden Revivalnummer anhört, erwies sich live als ein Beispiel höchster Verfeinerung. Die in der Fabrik präsentierten Versionen von „Samba de uma nota só“, „Wave“ oder „Só tinha de ser com vocé“ verdienen es, definitiv genannt zu werden. So viel hat noch niemand aus diesen so oft gespielten Stücken herausgeholt. Was fiel noch auf: Das filigrane, gelegentlich kaum hörbare Schlagzeug Fonsecas und Paulo Jobims Gesang, der sich – genau wie sein Gesicht – dem seines Vater immer mehr annähert.

Der Hang zu Revivals und Reunions mag eine der lästigsten Zeiterscheinungen sein. Wer aus dieser Überlegung heraus jedoch meinte, auf den Auftritt dieses Quintetts verzichten zu müssen, hat womöglich eines der Konzerte des Jahrzehnts verpaßt. Detlef Diederichsen

Heute abend: Steffi Hamburg + Miyax. Frauen, Melodien, Krach. Weiblich dominierter Noise-Pop mit Attitüde erschüttert heute den Partykeller unter dem Spielbudenplatz.

21 Uhr, Molotow

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