■ UrDrüs wahre Kolumne
: Wissenschaftlicher Optimismus

Da hofft er nun aufs politische Comeback, der Europa-Staatsrat und Unionspolitiker Günter Niederbremer, und da wollen auch wir ihm zur Seite springen. Wo je-mand den Grundsatz „Kein Mensch ist illegal“ auch gegenüber polnischen Ar-beitern über den bürgerlichen Legalismus stellt, da winkt uns der europäische Gedanke lebhaft zu: Die Dachlattenstrategen von Ex-Bau-Steine-Erden nennen es Schwarzarbeit, wir aber nennen es „Wirtschaftspolitik von unten“. Wo selbst Betschwester Lieschen Motschmann von der Bekenntnisbewegung „Kein an-deres Wirtschaftssystem“ nichts davon hält, diesen Preis der Beziehungspflege von Volk zu Volk „bis in alle Ewigkeit abzustrafen“, da muß es „Schwamm drüber“ heißen. Dem Mann die Chance auf seinen Arbeitsplatz erhalten. Sonst rutscht er noch ab, etwa ins Milieu der organisierten Kriminalität von Schlep-per- und Schleuserbanden. Können wir das wirklich wollen?

Für fiese Revolutionstheoretiker halte ich die Pantoffelhelden der senatorischen Immobilienagentur, die sich jetzt dran schickt, den stadtbremischen Spielplatzbestand zu verramschen. So wollen diese Zyniker inmitten des zivilen Friedens die Zahnspangengeneration gegen den Staat radikalisieren, der wir doch letztlich alle sind.

Sie scheuen vor nichts zurück, um alleinerziehende Mütter als Rohmaterial für künftige Guerilla zu rekrutieren, nachdem die Herr-schaften eigene Träume vom bewaffneten Kampf ausgeträumt haben. Wir warnen vor diesen Typen. Notfalls bringen wir ihre alten Mitgliedsausweise vom Kommando Hölzenbein ins Internet !

Wer ebenso wie der Endesunterzeichnete mit heißem Eifer die Fernsehberichte vom dritten Hochwasser der letzten Jahre verfolgte, dürfte sich mit ihm gefreut haben über jenen Delmenhorster, der sich mit der aufquellenden Schrankgarnitur im Rücken gegenüber Reportern etwa so Betroffenheit und Wut von der Seele quatschte: „Die Evakuierung, das war brutal. Die Feuerwehr hat immer nur an Menschenleben gedacht, keiner, der mal bei der Couchgarnitur mit anpackte!“ Vermutlich ist das Rettungswesen ein Marketing-Instrument von der Sander-Wohnwelt.

Ich versteh' ja, daß die ÖTV-KollegInnen im Sozialamt keinen leichten Job haben. Daß das mitfühlende Herz mit den Klienten und die Fallzahlüberlastung zu hohem Krankenstand führt und sich der Druck ins Unerträgliche steigert. Streikähnliche Maßnahmen in der Bearbeitung der Anträge aber bitte ich doch künftig kundenorientiert vorzunehmen: Wenn der Personalstand nicht reicht, dann muß eben flüchtig bewilligt werden, was das Zeug hält. Der Sozi-Empfänger freut sich, der Kostendruck steigt, und ventilatorisch schiebt die SKP solange am Stellenplan herum, bis die Lage im Amt sich wieder normalisiert. So hätten doch alle was davon!

Die roten und blauen Bände des wissenschaftlichen Optimismus sind ja bei vielen Langstreckenläufern auf dem Marsch durch die Institutionen längst in der Doppelgarage des Eigenheims zum Abstützen der Sommerreifen verschwunden oder harren in alten Koffern der nächsten Sturmflut. Wie schön, wenn sich den Vor- und Nachdenkern von einst nun die Möglichkeit einer sozialen und ökologischen Entsorgung dieser Altlasten bietet, wie in dieser MIX-Kleinanzeige angezeigt: „Jugendliche Marx-Lesegruppe sucht gespendete Ausgabe des 18. Brumaire“. Entsprechend geneigte Jugendfreunde wählen bitte Tel.: 0421-355 117. Vergelts Gott! ruft allen Spendern zu

Ulrich „Histomat“ Reineking

P.S. In verschiedenen Ankündigungen des heutigen UrDrü-Abends in der GaDeWe wird behauptet, ich würde den Blues nicht singen. ICH WERDE!