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Leere der Landschaft

■ Der Maler Jens Lausen kehrt mit farbintensiven Bildern von der Insel zurück

Landschaft gibt es nicht, sie wird immer erst im Auge des Betrachters erzeugt. Und das Bild der idealen Landschaft ist modischen Schwankungen unterworfen. Die gerade Allee oder der knorrige Ölbaum am Hang, der rechte Stahlbetonwinkel oder die geschwungene Palme am Strand, alle diese unterschiedlichen Visionen können zu Idealen werden. Es sind Philosophie und Malerei, Fotografie und Werbung, die die jeweiligen Sichtweisen festsetzen.

Mit der Aneignung von Welt zur individuellen Landschaft befaßt sich seit dreißig Jahren der Hamburger Künstler Jens Lausen. Die künstlichen Paradiese einer technischen Zukunft aus Glas und Stahl ließ er in den siebziger Jahren auf seinen großen Ölbildern erstrahlen. Doch zugleich suchte er sich mit Arrangements gefundener Hölzer, Federn, und vor allem dem Urmaterial der Steine fast fetischhaft der Ursprünge zu versichern. Mit der Ausstellung Der Bruch in der Hamburger Kunsthalle beendete er 1980 diese Arbeit, um nur noch zu schauen und zu reisen.

Er blieb für zehn Jahre auf einer Insel der Philippinen, jetzt ist er zurück in seiner Heimat. Mitgebracht hat er eine auf der Tropeninsel gefundene philosophische Ruhe, seinen „inneren Horizont“. Nach den künstlichen Welten Manhattans und den Jahren am Strand von Boracay, nach archaischer Plastik aus Holz und Stein und einer großen Ausstellung im Nationalmuseum der Philippinen in Manila findet der Maler zurück zu den romantischen Wurzeln. Seine neuen, farbsensiblen Bilder erinnern nur noch vage an Abend- oder Sturmhimmel, sind nach allem Erleben nicht mehr von der Sehnsucht nach Räumen erfüllt. Sie verlangen Zeit und geben ruhig dem Betrachter die eigene Mitte zurück.

Jens Lausen hat aus der Betrachtung der Landschaft, ihrer natürlichen und künstlichen Teile, schließlich zu jener Kontemplation gefunden, in der der leere Raum zum sinnerfüllten Ort des Selbst wird. Und diese Erfahrung ist nicht nur in den Tropen zu machen: auch nördliches Meer und hiesige Marsch bieten jene entscheidende Linie zwischen Erde und hohem Himmel, in der sich alles trifft. So verbindet sich in dieser weltgesättigten und gleichwohl reduzierten Malerei der Weg über das buddhistische Asien mit den inneren Horizonten der deutschen Romantik: Caspar David Friedrichs Mönch am Meer läßt grüßen.

Hajo Schiff

„Der leere Raum: Bilder, Skulpturen, Zeichnungen“, Künstlerhaus Hamburg Bergedorf, Möörkenweg 18 b-g, Do-So 15-18 Uhr noch bis 15.Oktober.

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