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Antworten auf Letzte Fragen

Woher kommt Popel? Woraus bestehen sie? Sind sie nahrhaft? (14.11. 98)

Wenn zuviel Dreck ins Gehirn kommt, also Bazillen, dann hat der Körper die Angewohnheit, diese Bazillen wieder herauszuspülen. Das geschieht durch die Nase. Da wir aber durch die Nase auch atmen, kann es sein, daß, wenn zuwenig Spülwasser aus dem Gehirn kommt, dieses bereits wieder trocknet, bevor es als Rotz in das Taschentuch oder als Spucke auf Rudi Völler gerät. Wenn es also trocknet, wird das Spülwasser hart. Das sind dann die bekannten Popel. Sie bestehen also aus Gehirnspülwasser und Bazillen, sind daher also ziemlich giftig und nur dann nahrhaft, wenn wir ein Gehirn von Elefantengröße haben. Da wir dann aber einen ebenso großen Magen haben müßten, äh, also, na ja, alles klar? Also: Abseits ist, wenn im Moment der Ballabgabe...Claus Langbein, Kornwestheim

Das hierzulande gebräuchliche Wort Popel stammt von dem altfranzösischen Wort Popèl ab. Es heißt soviel wie „der ungebetene Gast“. Insgesamt weiß man nicht viel über diese sehr oft in Erscheinung tretende Population der Popel. Aufgrund ihrer äußeren Gestalt, die fast jede erdenkliche Form und Farbe annehmen kann, konnte bisher ein gemeinsamer Ursprung der Popel nicht festgestellt werden.

Die Nachforschungen werden auch dadurch erschwert, daß sich viele aktive Popler sehr bedeckt halten, was ihre eigenen Erfahrungen mit den Popeln angeht. Eins scheint jedoch klar zu sein: Der Popel ist sehr nahrhaft, denn viele Popler scheinen von der Nase in den Mund zu leben.Lukas Langenbrink, Hamburg

Man denkt ja immer, Popel wachsen in der Nase, aber das stimmt nicht! Popel lassen sich in der Erde nieder und keimen. Daraus entsteht dann ein wunderschöner Baum. Den ursprünglich heißt Popel „Pappel“ (Brockhaus). Popel bestehen aus Holzfasern, ob sie nahrhaft sind, wissen wir nicht, da müßte man mal irgendwelche „Natives“ zu interviewen! Und nicht vergessen: Jeder Popel fährt 'nen Opel!Iris Hunstig, Münster

Liebe Paula, an einem Tag strömen durch die Nase eines Erwachsenen ca. 11.000 Liter Luft. Diese Luft wirkt praktisch wie ein langsamer, kühler Föhn und trocknet die Nase aus. Aber die Nase muß feucht bleiben, damit sie noch riechen kann. Aus diesem Grund geben die Drüsen in den Nasenwänden pro Tag ca. 2 Liter Flüssigkeit ab. Da in der Luft aber auch Staub, Bakterien und weitere nicht gesunde Gifte sind, muß verhindert werden, daß diese Fremdstoffe nicht zu weit in den Körper gelangen. Die Stoffe werden von ganz feinen Nasenhaaren aufgefangen, und durch die Flüssigkeit verklumpen sie zu Popeln.

Woher der Ausdruck Popel kommt, kann ich Dir nicht sagen. Nur soviel, daß das eigentlich nicht der Fachausdruck dafür ist, aber über Jahre hinweg hat sich der Ausdruck in Deutschland festgesetzt und ist so allgemein bekannt. Im Lexikon steht dieses Wort zumindest nicht. Nahrhaft sind sie wohl nicht. Auch wenn es manchmal nach dem Popeln dazu verleitet, den gelbgrünlich, feucht bedeckten Finger in den Mund zu stecken und den süß-säuerlichen Geschmack zu kosten. Aber schaden kann es vermutlich nichts. Besser ist jedoch, dieses Zeug in ein Taschentuch zu befördern und dieses dann wegzuschmeißen. Bloß nicht die Popel auf Kleidung, Tischdecken, Tische, Wände, Teppiche oder auf andere Popel-untypische Orte schmieren.Steffan Sauter, Frankfurt

Warum schmeckt's aus dem Topf immer besser als aus dem Teller? (14.11. 98)

1. Biologische Gründe:

Das Anheben des Deckels setzt eine duftende Dunstwolke frei, die die Rezeptoren der Nase besonders stimulieren. Davon wird auch beim beliebten „Topfgucken“ Gebrauch gemacht. Das kumulative Auftreten von Nasen- und Zungenstimulanz ist bei weitem wirkungsvoller, als es je bei einem mit mickriger Portion gefüllten Teller sein könnte.

2. Soziokulturelle Gründe:

a) In jedem steckt ein Schwein, das seinen Rüssel in einen Trog hängen möchte.

b) Gruppendynamische Erwägungen: Während der Teller die Vereinzelung des Individuums fördert, wenn nicht gar zementiert, greift das gemeinsame Aus-dem- Topf-Fressen auf rudimentäre Kollektivverhaltensweisen, wie man sie sonst nur aus dem Fußballstadion oder aus der Supermarktschlange kennt, und entspricht damit mehr dem eigentlichen Wesen des Menschen als willenlosem Herdentier.

c) Der Ärger, der in dem Koch durch das banale und rechtswidrige Probieren verursacht wird, erregt im Probierer simple Schadenfreude.Michael Matthies und Clem-Carlos Schermann, Hannover

Weil die Menschen im allgemeinen lieber aus dem Vollen schöpfen.H. Wischmann, Heidelberg

Weil's nicht so schnell kalt wird und weil man sich die besten Brocken rausfischen kann. Dies gilt in hohem Maße für Eintopf, respektive Gulaschsuppe.Gerd Neurath, Saarbrücken

Wie funktioniert eine chinesische Schreibmaschine? (14.11. 98)

Der 1977 verstorbene Schweizer Schreibmaschinensammler August Baggenstos beschreibt in seinem interessanten post mortem erschienenen Buch „Von der Bilderschrift der Schreibmaschine“ die Konstruktion des Universitätsprofessors und Schriftstellers Lin Yutang, der in den 30er Jahren die rund 43.000 Wortsymbole auf 9.000 Wortzeichen reduzierte und ein Grundschema entwickelte. Mit Hilfe geschickter amerikanischer Techniker wurde eine Schreibmaschine konstruiert, „die man füglich als Kunstwerk bezeichnen muß“ (Baggenstos). Auf der ausgetüftelten Maschine werden mit 36 Ober- und 28 Untertasten die Schriftzeichen zusammengesetzt und dann durch eine der acht Anschlagsseiten zu Papier gebracht. Die Maschine wurde übrigens schon elektrisch betrieben.

In Japan war bereits 1917 eine Maschine mit 3.118 Schriftzeichen auf dem Markt, die vertikales (von rechts oben nach unten) Schreiben erlaubte. Das war allerdings eine recht zeitraubende Prozedur und glich eher den Anfängen der okzidentalen Schreibmaschinenproduktion. (Die „Mailing Hansen“ als Schreibkugel wäre ein Beispiel oder auch die AEG-Mignon. Die Aufzählung ließe sich um viele bemerkenswerte Irrwege ergänzen). Die Konstruktionen heben sich natürlich optisch von den Standard- Maschinen der ABC-Welt ab.

Allen Erfindern dieser Zunft war jedoch gemein, daß sie für jede noch so schwere Aufgabe eine technische Lösung anbieten konnten, wenngleich sie sich im Alltagsgeschäft eines Sekretariats nicht unbedingt als praktikabel erweisen sollte. Die Chinesen haben allerdings auf einem weitaus wichtigeren Gebiet Pionierarbeit geleistet: Ihnen wird die Erfindung der Papierherstellung zugeschrieben (ca. 100 n. Chr.).Oliver Gasparini, Bamberg

Genaugenommen gar nicht mehr. Denn fast überall dort, wo Menschen glauben, auf die Hand beim Schreiben verzichten zu müssen, hat auch in China der Computer Einzug gehalten. Wer wissen will, wie eine chinesische Schreibmaschine funktioniert, rufe im ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin an. (Die Telefonnummer läßt sich herauskriegen.) Dort kann man sich so ein Ding ansehen. Das ist viel instruktiver, als es hier erklärt zu bekommen. Kleine Überraschung: Die ersten zehn Besucher dürfen die einsteckbaren Lettern eines Reservekastens, der neulich heruntergefallen ist, neu ordnen!Detlef Foljanty, Berlin

Ich packe meine sieben Sachen. Welche? (7.11. 98)

Woher soll ich das wissen? Jeder hat seine eigenen sieben Sachen. Das soll heißen, daß die Siebensachen stets dem Wandel unterworfen sind. Was wiederum bedeutet, daß auch die eigenen Siebensachen nicht immer ein und dieselben Sachen sind. Überhaupt sollte man vom Begriff Siebensachen nicht auf Sachen, also materielle Dinge schließen. Vielleicht kann für den einen oder anderen neben der Zahnbürste auch Neugierde zu seinen Siebensachen gehören.Jutta Flieger, Bamberg

Die sieben Sachen werden immer dann gepackt, wenn eine Person für die nächste Zeit auf eine längere Reise geht. Dazu muß die betreffende Person Zubehör mit sich führen, das ihr das Überleben für die nächsten Tage sichert: Für Frauen gilt: 1 Fön, 1 Lippenstift, 1 Nagellack, 1 Puder, 1 Haarbürste, 1 Handspiegel und eine Frauenzeitschrift. Für Männer gilt: 1 EC- Karte, 1 VISA-Karte, 1 American- Express-Karte, 1 Master-Karte, 1 Feuerzeug, 1 Notebook und ein Handy.Steffen Sachtleber, Berlin

Darauf kann nur ein intimer Kenner der Fragestellerin antworten, denn eine mehr oder weniger witzige Aufzählung von sieben beliebigen Gegenständen wird dem Pfiff der Redewendung nicht gerecht und zeigt mal wieder schön, wie bedeutungsverschleiernd oder –verwässernd diese Rechtschreibreform wirkt. Denn sieben Sachen (Numerale plus Nomen) bedeutet eben etwas anderes als Siebensachen (Puraletantum), d.h. sieben ist hier gar nicht numerisch gemeint (sowenig wie in Siebenmeilenstiefeln), sondern steht als magische oder heilige Zahl einfach nur für die Summe der persönlichen Besitztümer oder Habseligkeiten, die man unverzichtbar mitnehmen möchte oder muß. Und die setzt sich nach Zahl und Art eben ganz unterschiedlich entsprechend jeder einzelnen Persönlichkeit zusammen.Uta Eckensberger, Saarbrücken

Ist Engelsein tödlich? (30.10.98)

Kann ja nicht sein, denn in einem alten Volkslied heißt es: „Ich liebe dich im Stehen/ ich liebe dich im Liegen/ und wenn wir dann Engel sind/ lieb ich dich im Fliegen.“ Also ist Engelsein wohl eher lebhaft.Jan Dörpel, Wiesbaden

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