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„Ein Ende der Fusionswelle ist nicht in Sicht“

■ Kai-Christian Muchow ist Chefredakteur der „M&A Review“, einer Zeitschrift für Übernahmen

taz: Warum fusionieren gerade jetzt so viele Großkonzerne?

Kai-Christian Muchow: Allgemein kann man das mit der Globalisierung begründen. Zum anderen spielt die bessere Verfassung der Aktienmärkte vor allem in den USA eine Rolle. Da ist es dann relativ einfach, durch Aktientausch die Fusion zu finanzieren.

Das hätte man vor einigen Jahren auch schon machen können.

Nicht in dem Ausmaß. Das spektakuläre Volumen dieser Fusionen liegt daran, daß die Unternehmen so hoch bewertet werden. Über die Zeit hinweg ist die Zahl der Fusionen nicht signifikant gestiegen.

In den achtziger Jahren war die vorherrschende Management- Theorie die Diversifizierung, dann kam die Konzentration auf das Kerngeschäft, dann das Rationalisieren. Beherrschen Mega-Fusionen nun die Theorie?

Nein, das ist keine Theorie, sondern Ausdruck der Beschränkung auf Kernkompetenzen wie bei Hoechst. Das andere ist die Globalisierung und die Bildung großer Unternehmen innerhalb der einzelnen ökonomischen Blöcke, sprich Nordamerika und Europa.

In welchen Branchen wird als nächstes fusioniert?

In den Informationstechnologien wird allmählich Druck aufkommen, beispielweise bei den Telekommunikationskonzernen und bei den Herstellern von Hardware.

Was kommt, wenn sich alle Konzerne zusammengeschlossen haben?

Irgendwann wird der Staat regulativ eingreifen müssen. Es ist die Frage, ob das im globalen Zusammenhang nicht schwierig wird.

70 Prozent der Fusionen erfüllen nicht die Erwartungen, die in sie gesetzt wurden. Warum wird trotzdem fusioniert?

Wenn man Wachstum nicht mehr aus eigener Kraft verwirklichen kann oder nicht mehr im ausreichenden Tempo, versucht man eben durch Fusionen zu wachsen.

Warum ist Wachstum das entscheidende Moment?

Durch das Auftauchen neuer Wachstumsbranchen ist eine enorme Dynamik in der Weltwirtschaft. Da muß man zusehen, daß man am Ball bleibt.

Warum muß Exxon als zweitgrößter Konzern der Welt weiter wachsen?

Das ist ja nicht für die Ewigkeit, sondern nur eine Momentaufnahme, und es ist eine Frage der strategischen Handlungsmöglichkeiten, die man sich beibehalten möchte, indem man Marktführer ist. Man muß in jedem Moment darauf achten, diese Vielzahl von strategischen Handlungsmöglichkeiten nicht zu verlieren.

Die Großfusionen finden aber doch nur statt, weil man selbst nicht weiter rationalisieren kann.

Nicht nur, sondern es geht darum, ständig auf das Marktumfeld reagieren zu müssen. Wenn es überhaupt einen Trend gibt, dann ist es die weiter wachsende Dynamisierung der Weltwirtschaft. Die Rahmenbedingungen ändern sich schneller, die Lebenszyklen der Produkte werden kürzer, dementsprechend ist häufiger strategischer Handlungsbedarf da. Und der wird dann eben durch Fusionen abgedeckt.

Irgendwann geht es nicht mehr schneller. Wann ist der Umstrukturierungsprozeß zu Ende?

Ich sehe kein Ende. Allein die Schaffung des gemeinsamen Währungsraums schafft ja enorme Veränderungen. Interview: Ulrike Fokken

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