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„Zivilisierer“ und Rüstungsboss

■ Hochschule ehrt Hans Brauner, Chef des Rüstungskonzerns Rheinmetall / Bekenntnis zum Rüstungsstandort Bremen

Die Hochschule Bremen ist stolz auf ihre guten Beziehungen zur Wirtschaft. Regelmäßig verleiht sie die Würde eines „Senators ehrenhalber“ an Leute wie Bremens Ex-Sparkassenchef Friedrich Rebers oder den Unternehmer Otto Anton Schwimmbeck. Jetzt war Hans U. Brauner an der Reihe.

Der Vorstandsvorsitzende der mehrheitlich im Besitz der Röchling-Familie liegenden Düsseldorfer Rheinmetall AG ist Chef der Mutterfirma der STN Atlas Elektronik. Die Bremer High-Tech-Schmiede, die Brauner aus der Konkursmasse des Vulkan übernommen hatte, sei wichtiger Arbeitsplatz für die Absolventen und kooperiere auch sonst gut mit der Hochschule. Zuletzt vermachte die Firma den Nautikern günstig einen Schiffsführunssimulator.

Beide Firmen, STN Atlas und Rheinmetall, verdienen einen großen Teil ihres Geldes mit der Produktion von Waffen und Rüstungsgütern. „Da stellt sich schon die Frage, ob wir uns nicht mit dieser Ehrung auf dünnes Eis begeben“, sagte Hochschulrektor Ronald Mönch beim Festakt in der Handelskammer. Zunächst habe er das Thema Rüstung eher diskret behandeln wollen. Aber als er vor einigen Tagen im Fernsehen das Dokumentarspiel „Der Dritte Weltkrieg“ gesehen habe und sich klargeworden sei, welche Zerstörung uns erspart worden sei. „Die moderne Rüstung hat den Frieden bewahrt im Ost-West-Konflikt“, sagte der Rektor. Rüstung sei nötig, „um Schutz vor Irrationalität zu gewährleisten“. Rheinmetall und STN Atlas könnten „selbstbewußt zu den angestammten Geschäftsfeldern stehen“. Zuvor hatte Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) ein deutliches Bekenntnis „zum Rüstungsstandort Bremen“ abgegeben.

Der 64jährige Brauner gilt als „Zivilisierer“, er habe den Rüstungsanteil am Konzern auf 25 Prozent gedrückt. Dabei ist er nicht den in Bremen lange Zeit propagierten Weg der Konversion, des Umstiegs von militärischen auf zivile Produkte, gegangen. Brauner hat die zivilen Bereiche aufgebaut, das Kerngeschäft aber gehalten.

Brauner bedankte sich mit einer Bestandsgarantie für den Standort Bremen von STN Atlas mit seinen 3.200 Mitarbeitern. Deren Jobs seine „relativ sicher“, wenn „die Bundesregierung bei ihren bisherigen Zusagen bleibt und den aktuellen Auftragsbestand von 3,2 Milliarden Mark nicht storniert“. Dabei dürfte es sich maßgeblich um Rüstungsgüter handeln. J. Fahrun

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