: Hörer, werde Licht!
■ Bach im Doppelpack in St. Angarii
Wenn das Musikfest vorbei ist, hat man endlich wieder Zeit und Muße, die bremischen Kulturperlen zu besuchen. Davon gibt's in großer Vielfalt nicht wenig, ganz sicher zählen zu ihnen an vorderster Front die Konzerte der Kantorei St. Ansgarii unter der Leitung von Wolfgang Mielke. Zudem taugen die Konzerte immer auch zum Kennenlernen seltener Literatur, denn Mielke macht sich in der Regel viel Mühe in der Suche nach Besonderem. Das letzte Konzert war besonders geschickt, weil es einen „berühmten“ Bach – das „Magnificat“ – mit einer Kantate von Johann Sebastian Bachs Vetter Johann Ludwig Bach koppelte. Wie sehr Bach den geschätzt hat, erhellt allein die Tatsache, daß Bach in einem Jahr 18 Kantaten von ihm aufführen ließ.
Interessanter noch, wenn man das auch mal klingend hören kann: „Mach Dich auff, werde Licht“ heißt die hier gespielte Adventskantate. Sie birgt wunderschöne, sprudelnd lebhafte Musik und bietet den SängerInnen viele Möglichkeiten für virtuose Koloraturen. Hier schon glänzte das Norddeutsche Barock-Collegium, mehr noch in der Wiedergabe der Werke von Johann Sebastian Bach.
Das „Gloria in excelsis Deo“ BWV 191 bietet mit drei Parodiesätzen aus der h-Moll-Messe sozusagen einen Teil dieser selbst: glänzend und flexibel musiziert von der Kantorei. Unglaublich schön waren die rhetorischen Aspekte erfaßt, zum Beispiel das „et in terra pax“, die Musik schien sich regelrecht auf die Erde zu legen. Das große „Magnificat“, das mit seinem „Er stürzt die Mächtigen vom Tron und läßt die Reichen leer ausgehen“ zu den sozial stärksten Texten des Neuen Testamentes gehört, kann man in Gestik und instrumentaler und chorischer Virtuosität kaum besser machen.
Beteiligt waren daran auch die SolistInnen Susanne Moldenhauer, Ursula Fiedler und Christiane Hohensee, Wilfred Jochens und Matthias Horn, die Mielke historisch korrekt unmittelbar vor dem Chor plazierte. Die Klangschönheit der Flöte und der Oboen verdient eine eigene Erwähnung.
Viel Beifall in der ausverkauften Kirche. usl.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
