: Toni Polster im Elend
■ Mönchengladbachs Einwechselspieler enthüllt: Trainer Bonhof ist autoritär und „redet nicht viel“
Berlin (taz) – Nicht genug damit, daß Borussia Mönchengladbach mit dem 0:1 gegen Werder Bremen den Abstand zu Platz 17 ausbaute: Der Einwechselspieler Toni Polster hat danach öffentlich gemacht, er habe „kein Verhältnis“ zu seinem Trainer Rainer Bonhof. Der Grund: Der neue Trainer des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga sei nicht nur „autoritär“, sondern rede „auch nicht viel“. Zumindest letzteres ist eine Erkenntnis, den langjährigen Knecht Berti Vogts' betreffend, die nicht eben überraschend kommt.
Wer Polsters leidenden Blick bei seinem mehrminütigen Auftritt in Sat.1 sah, mußte dennoch umgehend Mitleid bekommen – was ist aus dem Mann geworden, der immer gern in der Rolle der „österreichischen Frohnatur“ zu brillieren wußte?
Halblang: Polster hat es immer gerne und öffentlich „sehr verwunderlich“ gefunden, wenn er in seinen vier Kölner Jahren ausgewechselt worden war. Andererseits: Seine Defizite in diversen Arbeitsbereichen des Spiels hat nicht erst Bonhof entdeckt. Und seine Qualitäten hat er im Saisonverlauf bestätigt: 8 von 19 Borussen-Toren machte Polster (darunter zwei Strafstöße), 4 bereitete er vor.
Nach Analyse des Spiels kann man Bonhofs Maßnahme, Polster auf die Bank zu setzen, immerhin einen Sinn nicht absprechen: Da der Borussia über 90 Minuten ohne Spielaufbau keine interessanten Bälle nach vorn in die Spitze gelangen, hätte Polster letztlich statt 20 eben 90 Minuten für die Katz rumgestanden. Werder genügte eine solide Leistung und Bodes schönes Tor (23.), um seinen Aufwärtstrend mit Felix Magath fortzusetzen. Die Frage ist: Kann Borussia überhaupt noch irgend etwas reißen? Mit Bonhof? Und mit oder ohne Polster? Die Bilanz des neuen Trainers: Vier Punkte aus vier Spielen (und Pokal-Aus in Oberhausen). Damit hat man neun und muß aufpassen, daß man nicht bereits an Weihnachten abgehängt ist. Das wäre bitter. Ganz so elend, wie er aussah, braucht sich Toni Polster (34) dennoch nicht zu fühlen. Er immerhin kann den Verbleib in der Bundesliga jederzeit schaffen.
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