: Wundersamer Wahlsieg für einen alten Autokraten
■ Im zentralafrikanischen Ölstaat Gabun gewinnt der seit 1967 regierende Präsident Bongo eine Wahl, die von Manipulationen gekennzeichnet war. Opposition verlangt jetzt Annullierung
Berlin (taz) – 31 Jahre nach seiner Machtergreifung hat Gabuns Präsident Omar Bongo einen wundersamen Wahlsieg errungen. Nach dem offiziellen Ergebnis, das Innenminister Antoine Moumbou Miyakou gestern verkündete, erhielt Bongo bei der Wahl vom vergangenen Sonntag 66,55 Prozent der abgegebenen Stimmen. Damit hat er schon im ersten Wahlgang gewonnen und muß nicht in die Stichwahl. Am zweiter Stelle liegt der Oppositionelle Pierre Mamboundou mit 16,54 Prozent. Die Wahlbeteiligung wurde mit 53,8 Prozent angegeben.
Bongos Wahlsieg ist zu schön, um wahr zu sein. Bei der letzten Präsidentschaftswahl 1993 – die erste freie Präsidentschaftswahl in Gabun – übersprang der Staatschef nur knapp die 50-Prozent- Hürde, und es kam zu blutigen Unruhen, weil die Opposition einmütig von Wahlfälschung sprach. Der noch höhere Sieg diesmal überrascht auch, weil erste Teilergebnisse Bongo nur 40 bis 50 Prozent der Stimmen zuschrieben. Bloß die Regierungszeitung L'Union wußte merkwürdigerweise schon am Dienstag, daß Bongo mit absoluter Mehrheit gewonnen habe. Mehrere Oppositionelle fordern jetzt eine Wahlwiederholung, und in der Hauptstadt Libreville wächst die Angst vor Gewalt.
Die Klagen der Opposition haben gewichtige Gründe. Die Zahl der eingeschriebenen Wähler wuchs zwischen 1996 und 1998 abrupt von 401.000 auf 595.000, was Beobachtern schon vor der Wahl verdächtig vorkam. Im gestrigen Ergebnis wird außerdem plötzlich eine Zahl von 626.000 eingeschriebenen Wählern angegeben. Oppositionelle werfen der Regierung vor, 170.000 Phantomwähler registriert zu haben. Journalisten konstatierten am Wahlsonntag zahlreiche Fälle von Bürgern mit mehreren offenbar frischgedruckten Pässen. Manche Wahllokale in der Hauptstadt, die als Oppositionshochburg gilt, wurden in letzter Minute an unbekannte Orte verlegt, so daß sie niemand fand.
All das hat eine Gruppe französischer Wahlbeobachter nicht daran gehindert, die Wahlen als „frei und fair“ zu bezeichnen. Französische Zeitungen haben aber herausgefunden, daß diese Wahlbeobachter sehr enge Verbindungen zu den französischen und gabunischen Präsidenten haben. Gute Freunde in Paris hatte der 63jährige Omar Bongo, einer der dienstältesten Staatschefs Afrikas, schon immer, und sie haben ihm offenbar auch jetzt geholfen.
Gabun hat nur eine Million Einwohner, aber im Überfluß Öl, Mangan und Uran und lebt von den Aktivitäten französischer Konzerne. Es hat statistisch das höchste Pro-Kopf-Einkommen Schwarzafrikas, aber 85 Prozent der Bevölkerung leben nach Oppositionsangaben unter der Armutsgrenze. Dominic Johnson
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