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Drogen, Freunde und Helfer

■ „Aktionsbündnis St. Georg“ zeigt Verständnis für Polizeirepression / Umfrage bei Abhängigen findet raus, was alle schon wissen Von Silke Mertins

„Man kann sich nicht nur schützend vor Junkies stellen“, gab Gerd Petersen von der Drogenhilfe Eimsbüttel gestern vor JournalistInnen sein sozialpolitisches Weltbild zum besten. „Es gibt auch den Bürger“, und die Aufgabe der Drogenhilfe ist seiner Ansicht nach, „solche Polizeiaktionen wie gegenwärtig überflüssig zu machen.“ Schließlich werde die Sozialarbeit von den Bürgern bezahlt. Und der Bürger kann ordentliche Arbeit dafür erwarten.

Anlaß des sozialpädagogischen Kniefalls vor ordnungspolitischen Zielsetzungen war das Resümee der Aktionswochen in St. Georg, die die „Hamburger Drogenarbeit“ unter Federführung der konservativeren Hilfeeinrichtungen kürzlich veranstaltet hat.

„Sorge“, daß es in der Diskussion um Drogenpolitik nunmehr „nur noch um Legalisierung“ harter Drogen gehen könnte, treibt auch Kai Wiese von „Jugend hilft Jugend“ in Ottensen um. Besser als abstrakte Presseerklärungen und dem Schlachtruf „alles Scheiße“ – ein Seitenhieb auf die akzeptierenden Drogenhilfeeinrichtungen „Palette“, „Drob Inn“ und „Freiraum“ – sei es, „Wege zur Entlastung der Szene in St. Georg“ zu suchen. Man müsse vermeiden, daß der Stadtteil oder sogar die liberale Hamburger Drogenpolitik umkippen.

Deswegen habe man die Aktionswochen veranstaltet: Jeden Tag belegte Brötchen, Spritzentausch, Gespräche und eine „Unfrage“, auf die alle jetzt mächtig stolz sind. Nach Befragung von 322 Junkies fand man in St. Georg heraus, daß fast alle Abhängigen in den Stadtteil kommen, um sich mit Stoff zu versorgen, sehr viele obdachlos sind und sich deshalb Wohnungen wünschen. Außerdem, auch das altbekannt, steht die Legalisierung von Heroin, ein Fixerraum in St. Georg und ein unbürokratischer Zugang zu Substitution und Therapieeinrichtungen auf der Wunschliste der Junkies.

Auch daß der „verschärfte Polizeidruck“ auf die Szene sinnlos und teuer ist, zu Preissteigerungen und folglich mehr Beschaffungskriminalität führt – wie die Drogenhelfer vor Ort seit Beginn des polizeilichen Aktionismus predigen – haben die anderen Einrichtungen mittels Umfrage herausgefunden. „Die Szene wird aggressiver“, das Konsumverhalten hektischer und die gesundheitlichen Risiken dadurch größer.

Trotzdem wird das „Handlungskonzept für St. Georg“ – 30.000 Platzverweise erteilte die Polizei seit der Einführung – nur ganz zart kritisiert. Ordnungspolitische Maßnahmen „allein“ seien keine Lösung, heißt es im Resümee. Die Polizei käme sogar zur „Drogenhilfe Eimsbüttel“, um sich zu beratschlagen, gab Sozialarbeiter Petersen freimütig zu.

Bei den drei Aktionswochen in St. Georg habe er von Junkies immer wieder zu hören bekommen, „endlich tut mal jemand was für uns“, so Petersen. Das hätte ihn schon gewundert, „bei dem hohen Sozialarbeiteranteil im Stadtteil“, meinte er gehässig. „Wir haben über 300 Besucher und tauschen 7500 Spritzen pro Tag“, konterte Peter Möller von „Drob Inn“ aufgebracht. „Nach drei Wochen Praktikum in St. Georg den Fachmann raushängen zu lassen“, sei schlicht unverschämt.

Aber jeder Senator, so Möller, auch Innenbehörden-Chief Hartmuth Wrocklage, „braucht sein Jubelpersonal.“

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