■ Spätkauf: Ofenrosen
Die einen warten aufs Christkind, die anderen laden an ihren Ofen. Das Weihnachtsfest gibt Musikern ja alljährlich Gelegenheit, die vermeintlich etwas anderen Platten zu produzieren, und die letzten, von denen man so eine Überraschung nicht erwartet hätte, sind die Roten Rosen alias Tote Hosen. Das Schöne an ihrem Weihnachtsliederalbum „Wir warten aufs Christkind“: Hier braucht sich niemand vor Witzen und Pointen zu fürchten, das hat so ungefähr denselben Charme, wie nach einem Weltmeisterschaftssieg der deutschen Fußballnationalmannschaft mit Deutschlandtrikot in seine Lieblingsbar zu gehen. Ob „Stille Nacht“, Bing Cosbys „White Christmas“ oder John Lennons „Happy Christmas (War Is Over)“: Zu diesen Songs klatschen Kinder, Eltern und Großeltern im Takt, treffen sich die Generationen Opel und Golf, X und Y, Berlin und Düsseldorf, da kann man wie die Rosen im Innersleeve ihrer CD ganz peaceful „Du bist nicht allein“ und „Jesus lebt – seid umarmt“ seinen Lieben zurufen.
Wer so viel Pommesbudentrash sinnvoll ergänzen möchte, verschenkt dazu noch die Band-Aid- Single der Berliner Galerie berlintokyo. „Komm an den Ofen“ singen darauf sehr schön und sehr heimelig Berliner Musiker wie Doc Schoko, Christiane Rösinger, Patrick Wagner, Evelyn, Jim Avignon und viele andere. Der Song hat den angenehm pointenlosen Witz, den die Hosen Anfang der Achtziger mal hatten, der macht das schwere Leben in Berliner Kellern leicht und erträglich, und der füllt vor allem die leeren Taschen der Galeriebetreiber. Gerrit Bartels
Bezug über Spielkreis c/o Franz Schütte, Tel.: (089) 29 161 996. Die CD der Roten Rosen kann man überall kaufen
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