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Krieg ist immer ein schmutziger Krieg –betr.: „Irak bombardiert, die UNO getroffen“, taz vom 18. 12. 98

Mit dem Krieg gegen den Irak im Alleingang haben die USA und – leider auch – Großbritannien zum wiederholten Mal die Vereinten Nationen, die Welt-Staatengemeinschaft düpiert. Krieg ist immer ein schmutziger Krieg, Mord an Menschen, da hilft auch eine gute Kriegspropaganda nichts. Einzig die Legitimation durch die UN im Konsens möglichst aller Mitglieder wäre akzeptabel. Der UN-Generalsekretär hat sich schon einmal 1991 vom US-amerikanischen Krieg öffentlich distanziert; die USA erpreßten anschließend erstaunlich offen die UN, diesen Generalsekretär nicht mehr zu wählen, sonst würden sie ihre rückständigen (!) Beiträge nicht mehr zahlen. Die Rechtfertigungsversuche sind hohl: Die USA haben vielen Diktatoren in die Sessel geholfen, dafür auch gewählte Präsidenten umgebracht (Pinochet – Allende) „Baby Doc“ unterstützt, selbst Kuwait ist wohl nicht einmal eine parlamentarische Monarchie, also eine Diktatur.

[...] Hussein soll ein besonders übler Diktator sein; warum, habe ich nie verstanden. Die Kurden im Norden Iraks werden wohl mehr von den Türken massakriert. Mag sein, daß Hussein Waffen hat, mit denen er andere bedrohen kann; sind nicht die USA die einzigen auf dieser Erde, die den Ersteinsatz von Atomwaffen androhen? Die USA sollen auch die größten Besitzer und Hersteller von chemischen und biologischen Waffen sein; haben sie öffentlich auf deren Einsatz verzichtet? Welches moralische Recht steht noch auf der Seite der USA?

Wer glaubt ernsthaft, daß die USA nicht alle diese Waffen einsetzen, wenn es um die „Verteidigung ihrer Interessen“, Schaffung ihrer „Neuen Weltordnung“ geht, ihrer Weltherrschaft?

[...] Was war der aktuelle Anlaß? Hussein war ungehorsam gegenüber Clinton – die UN war außen vor. Das Ergebnis der Strafexpedition: unzählige zivile Opfer.

Mein Vorschlag: die USA und Großbritannien öffentlich tadeln; die UN unbedingt stärken; bei Mißachtung der UN-Sanktionen auch gegenüber den USA durchsetzen; den Sitz der UN von New York weg verlegen. Sollten die Staaten der Erde das nicht durchhalten können, ist die Weltherrschaft der USA zumindest offenkundig, dann vergessen wir das Gerede von Demokratie und Freiheit und feiern 1984.

Von „meiner“ taz wünsche ich mir: UN und Nato sprachlich nicht gleichzusetzen, Kriegseinsätze der Nato nicht freundlich zu umschreiben, selbst wenn ein grüner Minister Verständnis äußert, die wertenden Elemente in den US-basierten Nachrichten besser zu eliminieren und nicht dem deutschen Einheits-Presse-Sprachgebrauch zu verfallen. Gert Weisensee, Darmstadt

[...] Wie ist es möglich, daß Bagdad nach so zahlreichen Treffern von Bomben und tonnenschweren Marschflugkörpern immer noch existiert und keinerlei Massenvergiftungserscheinungen zu verzeichnen sind? Konnte man etwa von vornherein die Gefahr ausschließen, daß durch die Zerstörung von Laboratorien oder Lagerstätten für Anthrax (Milzbranderregern), VX, Senfgas und möglicherweise unbekannte B- und C-Waffen eine Katastrophe von bisher unbekannter Größenordnung herbeigeführt wird?

Nachdem jetzt gemeldet wurde, daß ein Großteil der Bomben und Raketen die Zentrale des irakischen Geheimdienstes und die Kasernen der „Republikanischen Garde“ getroffen haben sollen – also gerade keine Anlagen für B- und C-Waffen –, drängt sich der Verdacht auf, daß es solche Anlagen in Bagdad gar nicht gibt. Könnte es sein, daß das derzeitige Bombardement tatsächlich nur zur Demonstration der US-Interessen im Großraum des Persischen Golfs dienen soll, der „für die USA eine vitale Interessensphäre darstellt“ (so der frühere US-Präsident George Bush während des Ersten Golfkrieges). [...]

US-General Schwartzkopf räumte nach dem Ersten Golfkrieg freimütig ein, daß die Informationen aus dem Irak vom Militär und vom Geheimdienst der USA derart gefiltert wurden, daß die Weltöffentlichkeit allenfalls eine Scheinrealität wahrgenommen hat. Wir wurden in der Tat an der Nase herumgeführt. [...]

Wem Frieden, Aussöhnung, Freiheit und Sicherheit wirklich am Herzen liegen, der kann nicht umhin, die US-Politik gegen das irakische Volk, denn die einfachen Bürger des Iraks sind die wahren Leidtragenden von Embargos und Luftterror, als völkerrechtswidrig und verlogen zu klassifizieren. In Anbetracht dieser Umstände verwundert es nicht, daß die russische Duma den Vernichtungskrieg gegen den Irak verurteilt. Auch hier in Israel mehren sich Stimmen, die den sofortigen Abbruch der Bmobardierung Bagdads fordern. Friedenskomitees bilden sich; sie werden vornehmlich von Schülern, Studenten und anderen jungen Israelis und Palästinensern unterstützt. Diese Stimmen sprechen nicht für die Hardliner in Regierung und Militär oder gar die orthodoxen Kreise, wohl aber für einen Großteil der kriegsmüden Bevölkerung Israels. Hirsh Avi Frenkel, Tel Aviv, Israel

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