: Kutips zu Weihnachten
Und wieder halten Sie das Produkt von Menschen in den Händen, die sich Mühe gegeben haben. Nach „Mein unbrauchbarstes Weihnachtsgeschenk“ oder „Mein schönster Familienkrach“ hat sich die Berliner Kreativ-Abteilung dieser Zeitung richtig ins Zeug gelegt und mit dem Sonderthema „Mein schrecklichstes Weihnachtsfest“ gezeigt, welch' schweres Los Originalität sein kann. Aus diesem Anlaß würdigen wir die Kreativ-Abteilung dieser Zeitung mit einem kurzen Kopfnicken und kommen übergangslos zu den nützlichsten Eigenschaften dieser geschichtsträchtigen Frühstückslektüre, die Sie – wie immer – in den ab- und zuschweifenden Zeilen dieser Kolumne finden.
Entgegen anderslautenden Kundeninformationen Bremer Kreditinstitute raten kundige TechnikerInnen nämlich davon ab, „zwischen den Jahren“, also zwischen Weihnachten und Neujahr, Geld am Bankautomaten abzuheben. Besagte Institute stellen ihre Software auf die neue Währung Euro (EUR) um, und dabei sind kleine Komplikationen nicht auszuschließen. Mögliche Folgen: Sie heben 300 Mark ab, der Betrag wird aber in EUR verrechnet und im Umrechnungskurs 1:2 in DM (macht 600 Mark) von Ihrem Konto abgebucht. Oder: Ihre Scheckkarte wird eingezogen, das Geld – 400 EUR – rieselt Ihnen als Konfetti auf den Kopf, und der Monitor zeigt vorzeitig den Programmiererspaß „Willkommen im neuen Jahrtausend – Ihr Microsoft-Team“. Da empfehlen wir: Beugen Sie vor.
Wenn Sie noch etwas Geld im Portemonnaie haben, kaufen Sie Außenminister Joschka Fischers neues Buch „Der Marathonmann – wie ich durch Joggen 40 Kilo abnahm“. Lernen Sie es auswendig und joggen Sie dann zur Bischofsnadelpassage. Dort stehen auf unser Anraten alle, die kein Geld mehr im Portemonnaie haben. Mit selbstgemalten Schildern „Skandal! Opfer von Bankenwillkür! Brauche Hilfe!“ sowie einer Pappschachtel für den Kleingeldeinwurf stehen 23.330 Opfer der EUR-Umstellung da und machen auf ihre Notlage aufmerksam. Sofort erinnern Sie sich an diese Kolumne und halten inne. Voller Verständnis legen Sie (und Sie! und Sie!) jeweils einem Opfer der EUR-Umstellung das Joschka-Fischer-Buch „Der Marathonmann“ in die Pappschachtel und lächeln Ihr Gegenüber an. Die am 28. Dezember erscheinende nächste taz-Ausgabe wird von rührenden Verschwisterungsszenen in der Passage berichten. Sie aber joggen nach Hause.
Noch in vielen Jahren werden Sie Ihren Kindern und Kindeskindern von diesem Erlebnis – damals, im alten Jahrtausend, bei der Einführung des EURO – erzählen. Und dann, im 40sten Jahr des taz-Bestehens, ruft die Kreativ-Abteilung dieser Zeitung bei Ihnen an und interviewt Sie anläßlich einer Sonderveröffentlichung zum Thema „Mein allerschönstes Weihnachtsfest“. Ja. So wird es einmal gewesen sein. taz
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