piwik no script img

Diese Auseinandersetzung ist eine Farce –betr.: „USA politisch kopflos – Bill Clinton regiert weiter“, „Warum Clinton zurücktreten sollte“, „Gott schütze uns vor Amerika“, taz vom 21.12.98

[...] Es mag dem Volk der Vereinigten Staaten von größter Bedeutung sein, wer in diesem Ränkespiel seiner politischen Elite obsiegt. Für die übrigen Völker dieser Welt aber ist diese Auseinandersetzung eine Farce. Was nicht verhindert, daß diese Farce ihres dummen Inhalts wegen zu erschreckenden humanitären Katastrophen führen kann. Siehe Irak. Wie lange wohl verlangt das amerikanische Volk von uns noch, diesem Mann, ihrem Präsidenten, zuzuhören. Oder gilt dem amerikanischem Volk Männlichkeit nichts mehr? Hillary mag darauf verzichten. Wir übrigen sollten es nicht tun. Wir sollten von einem Mann verlangen, daß er die Würde einer Frau zu schätzen weiß. Insbesondere die Würde einer Frau, mit der er verkehrt hat. Und daß er sich nicht von einer Meute geschwätziger Klatschbasen auf die Anklagebank setzen läßt, um ihnen öffentlich über seinen Verkehr Rede und Antwort zu stehen. So gern die Amerikaner ihren Clinton auch haben mögen, uns wird seine Lächerlichkeit zunehmend unerträglicher. Günter Hartmann, Freiburg

Warum sollte Clinton zurücktreten? Weil ihm republikanische „Politiker“ lieber vor aller Welt die Hosen runterziehen lassen, als ihn mit demokratischen Mitteln zu bekämpfen. Weil ein ebenso machtgeiler wie blutrünstiger Diktator nur auf äußerste Gewalt reagiert? Weil ihn so vorbildliche demokratische und gewaltfreie Länder wie China und Rußland kritisieren? Weil eine handlungsunfähige, sich selbst diskreditierende UNO ihre eigenen Auflagen nicht durchsetzen will oder kann? Weil die im Balkan so entschlossen und human handelnden Europäer ihn eines Besseren belehren konnten? Weil israelische und palästinensische Religionsfanatiker jeden Vermittlungsversuch im Nahen Osten torpedieren?

Nein, es gibt keinen politischen Grund zurückzutreten. Es sei denn, mann sei der Meinung, das ein Präsident einen juristisch und verfassungsmäßig bedeutenden Meineid leistet, wenn er lügt, um nicht vor aller Welt seine Sexualpraktiken en detail offenlegen zu müssen. Arnold Voß, Herne

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die auf dieser Seite erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen