: Arbeitgeber vorsichtig realistisch
■ Verbände halten einen Abbau der Arbeitslosenzahl um eine Million bis zum Jahr 2002 für einen "realistischen Maßstab" - bei zurückhaltender Lohnpolitik und flexiblen Arbeitszeiten
Hamburg (dpa/AP) – Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hält bei entsprechender Traifpolitik einen Abbau der Arbeitslosenzahl in Deutschland um eine Million bis zum Jahr 2002 für möglich. Zur Zeit sind es rund vier Millionen. Führende Repräsentanten der deutschen Wirtschaft warnten die Gewerkschaften gestern zugleich vor einem „Ende der Bescheidenheit“ in der Lohnpolitik und wiesen die Einkommensforderungen von bis zu 6,5 Prozent entschieden zurück.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sagte eine „durchaus robuste“ Wirtschaftsentwicklung voraus, die zusammen mit moderaten Lohnabschlüssen zu mehr Arbeitsplätzen führen könne.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sieht in der Ausweitung flexibler Arbeitszeiten einen Weg zu mehr Beschäftigung im neuen Jahr. Im ZDF sagte Hundt, wenn die Lohnerhöhungen zudem noch unterhalb der Produktivitätssteigerungen blieben – „wie in den vergangenen drei Jahren“ –, könnte dies beschäftigungsfördernd wirken. Damit die Rahmenbedingungen stimmten, müßte die Bundesregierung allerdings ihre „Giftliste“ – den Einstieg in die Steuerreform – zurücknehmen.
Metallarbeitgeberpräsident Werner Stumpfe sagte im Südwestrundfunk, die von Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine (SPD) gesetzte Zielmarke von einer Million weniger Arbeitslosen in dieser Legislaturperiode sei „ein realistischer guter Maßstab“. Er appellierte aber an die Tarifvertragsparteien, in der bevorstehenden Verhandlungsrunde den Beschäftigten eine Realeinkommenserhöhung zu gewähren, ohne dabei Arbeitsplätze zu gefährden.
Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) will neben den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen einen neuen Beschäftigungssektor etablieren und so bis zu einer Million neue Arbeitsplätze schaffen. Dabei müsse es hauptsächlich um den Bereich Dienstleistungen gehen, sagte er der Zeitschrift Super Illu.
Die Angebote müßten sich vor allem an die geburtenstarke Schicht der heute 40- bis 50jährigen richten. Diese Gruppe werde in den kommenden zehn Jahren besonders stark auf dem Arbeitsmarkt vertreten sein.
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