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Stromschlag gegen die Belegschaft

■ Durch den neuen Wettbewerb unter Druck gesetzt, will die Bewag bis 2002 rund 2.300 Stellen streichen. Von heute 13 Kraftwerken würden langfristig nur noch drei Strom und Wärme herstellen, befürchtet die G

Konkurrenz belebe das Geschäft, heißt es. Beim Energieversorger Bewag führt der Wettbewerb eher dazu, Arbeitsplätze zu vernichten. Bis 2002 sollen nur noch 6.300 Beschäftigte auf der Lohnliste des größten Strom- und Wärmeversorgers der Stadt stehen, erklärte Bewag-Sprecher Reinhard Heitzmann gestern. Heute sind es rund 8.600 Leute. Die Verringerung führt das Unternehmen auf den zunehmenden Preisdruck von Konkurrenzfirmen zurück. Ohnehin plante die Bewag, bis Ende 2002 mehr als 1.000 Jobs zu vernichten. Daß nun doppelt soviel Stellen der Kürzung zum Opfer fallen sollen, machte gestern zunächst die Gewerkschaft ÖTV bekannt.

Die Entwicklung hat zwei Ursachen. Zum einen zwingt das novellierte Energiewirtschaftsgesetz die Bewag, ihre Struktur umzukrempeln. So werden Stromerzeugung und Leitungsbetrieb organisatorisch voneinander getrennt, um die Kosten jedes einzelnen Bereiches exakt errechnen zu können. Bei dieser Gelegenheit spart das Unternehmen Hunderte Stellen in der Verwaltung ein.

Außerdem stehen einige der insgesamt 13 Kraftwerke vor der Schließung. Für die Energieanlagen Reuter und Oberhavel könnte schon bald das Ende kommen. Sie sind zu alt und zu klein, um langfristig gegen den billigeren Strom auswärtiger Großkraftwerke zu bestehen. Damit nicht genug: „Viele Standorte der Bewag sind sowieso nicht zu halten, das muß man realistisch sehen“, meint Uwe Scharf, Vizechef der ÖTV. Von den 13 Anlagen überlebten langfristig wahrscheinlich nur die drei modernsten.

„Wir müssen uns dem Markt anpassen“, sagt Bewag-Sprecher Siegfried Knopf. Der entsteht gerade erst richtig. Bis vor kurzem herrschte die Bewag wie die übrigen bundesdeutschen Energiekonkerne unangefochten in abgesteckten Monopolgebieten. Durch die Liberalisierung auf deutscher und europäischer Ebene können nun aber auch auswärtige Unternehmen ihren Strom an Berliner KundInnen verkaufen. Noch wehrt sich die Bewag, indem sie ihre Stromkabel für Konkurrenten wie die Hamburgischen Elektrizitätswerke verschlossen halten will. Doch einzelne Großunternehmen wie Mercedes in Marienfelde oder debis am Potsdamer Platz haben offenbar schon Verträge mit Bewag-Konkurrenten abgeschlossen – zu niedrigeren Preisen.

Denen versucht sich die Bewag anzupassen – durch das Abschalten von altertümlichen Kraftwerken und Zukauf billigeren Stroms bei anderen Anbietern. Als weiteren Weg der Kostenreduzierung kann man die Personalausgaben verringern.

ÖTV-Vize Scharf vermutet, daß die Einsparungen bei der Belegschaft auch deshalb so umfangreich ausfallen, weil die neuen privaten Eigentümer, darunter die US-amerikanische Southern Company, massiv Kapital aus der Bewag abzapften. Nach Ansicht der Gewerkschaft werden andere Geschäftsbereiche wie die Telekommunikation und der Stromhandel, die neue Jobs schaffen könnten, nicht ausreichend gefördert. Während die besondere Erfahrung der Amerikaner im Stromhandel noch als Vorteil bei ihrem Einstieg ins Unternehmen genannt wurden, räumt Bewag-Sprecher Knopf nun ein, daß „keine konkreten Pläne“ bestünden, diesen Bereich auszubauen. Hannes Koch

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