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Saunatherme für Flaneure

■ Unter der Glas-Kuppel des früheren Aquadrom hat eine mediterrane Sauna-Welt „Oase“ eröffnet: 15 Schwitz-Räume auf 12.000 Quadratmetern Fliesen und Holz

Eine „unbeschreibliche Erlebniswelt“ verspricht die Eigenwerbung: Das alte Aquadrom hat mit einiger Verspätung als Sauna-Zentrum unter dem Namen „Oase“ eröffnet. „Soft opening“, sagt der Geschäftsführer Kai Steuernagel, die Werbung läuft erst langsam an. Noch ist es in „Europas größter Saunatherme“ nicht so voll wie es einmal werden soll (und muß), nicht alle Schwitzhütten sind heiß gemacht, das Schwimmbecken (mit Außenbereich) ist auch noch nicht fertig, und die Gärtner konnten im Außenbereich („Dorf“) bisher nichts pflanzen. Aber der Kernbereich der 12.000 Quadratmeter Sauna-Landschaft ist schon erkennbar „unbeschreiblich“.

Wer in einer Sauna aufgehitzt und erschöpft in einen Liegestuhl sinkt, pflegt die Augen zu schließen und einzudösen. In der „Oase“ wollen die Augen nicht zufallen: In der schräg ansteigenden Glaskuppel, die die neue „Oase“ von dem alten Aquadrom-Spaßbad übernommen hat, spiegelt sich die arabisch anmutende Sauna-Stadt gleich mehrfach hin- und zurück, an den Innen- und Außenwänden der Scheiben in verschiedenen Blickwinkeln. Auf einen Blick hat sich da die Kuppel-Trägerkonstruktion in einem fast künstlerischen Bild gefangen, und man sieht, je nach Perspektive, auf das „Laconium“, den persischen Rasul oder auf den Hamam-Bereich, die „Evento-Sauna“ und auf die vielen kleinen Ruhezonen und „Plätze“ zwischen den Gassen und den Bauwerken, die wohlklingende Namen wie „Silentium orientale“ tragen.

Im Innenbereich des Sauna-Zentrums ist also eine kleine Stadt aufgebaut mit winkligen Plätzen und Brücken, mit Überraschungen wie einem Eisstückchen spuckenden Brunnen und sogar dem schiefen Turm zu Pisa. In dieser Stadt bewegt man sich selbstverständlich verunsichert, das heißt, Sauna hin, Sauna her, bekleidet mit Bademantel.

Mit „Oase im Weserpark“ hat diese Welt aus hellem Stein so wenig zu tun wie das Einkaufszentrum „Weserpark“ mit einem Park oder mit der Weser. Die Stein-Saunaräume sind erwartungsgemäß oft als Dampfsauna eingerichtet, als „Evento“ gibt es auch einen Schwitzraum mit (tropischen?) Klängen von Vögeln und plätscherndem Wasser. Im byzantinischen Badetempel dampft es rund um eine klassische Schönheit (aus Stein), filmreif von oben beleuchtet.

Die klassischen Holz-Saunen liegen im Zentrum der „Oase“ eher versteckt hinter dem Stein, durch die Titel etwa als „Amphitheater“ auch nicht herausgehoben. Sie findet der konservative Sauna-Besucher dann aber als „Dorf“ im Außenbereich des Saunazentrums. Eine große „Kalo“-Sauna aus betörend duftendem Fichtenholz, eine original russische Sauna mit Birken-Aufgüssen, ein – etwas irreführend – „Erd-Sauna“ genanntes Schwitzarium. Und, und und ... Bei einem ersten Besuch läßt sich die Vielfalt der Angebote kaum erschöpfend erfahren. Die Architektur der Inszenierung lädt zu kleinen Spaziergängen ein, überall darf man verweilen, auch in dem großzügigen Bistro-Bereich, in dem Stühle für gut einhundert Gäste stehen (und dessen Buffet noch umsonst ist, solange die Besucher auf das Schwimmbecken verzichten müssen).

Nicht der Schwitzraum Sauna ist hier neu erfunden worden, sondern die „Primärmotivation“ für den Saunabesuch. Eine Auto-Stunde groß ist der geplante Einzugsbereich für die Sauna-Attraktion, in diesem Radius leben fünf Millionen Menschen, die der Geschäftsführer der „Oase“ als seine Kunden motivieren will. Zwischen 19 und 44 Mark liegen die Eintrittspreise, das ist, verglichen mit dem Angebot anderer Saunas, sicher preis-wert.

Gesucht werden Sauna-Flaneure, die statt Cinemaxx eben mal eine Sauna-Erlebniswelt suchen und sich dabei fühlen dürfen wie beim abendlichen Spaziergang in einem mediterranen Badeort. Die „Erlebniswelt Kino-Zentrum“ mit Disco wird übrigens direkt nebenan gebaut. Man sieht schon die Stahlbeton-Trägerkonstruktion, für den Herbst ist die Eröffnung geplant: Neben der „Oase“ entsteht der „Kristall-Palast“. K.W.

Geöffnet: Mo.-Fr. und an Feiertagen 10-24 Uhr, Fr.& Sa. 10-2 Uhr; Tageskarte 39 Mark (wochentags), Sa.&So. 44 Mark. Tel.: 427-4717

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