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Kutips zum Wochenend

Redewendungen sind etwas Schönes. Vor allem, wenn sie im metaphorischen Gewand über die Bühne des Alltags steppen und die Phantasie dazu anregen, in abgründige Visionen hinabzutauchen. Nehmen wir als Beispiel den Satz „Da laß uns doch mal ein Ohr reinhängen“.

So tönt es morgens zuweilen durch unsere Redaktionsräume. Was damit gesagt werden soll, liegt auf der Hand: Wir gehen zu dem Termin hin, hören mal, was da gesagt wird, und anschließend entscheiden wir, ob es sich lohnt, das Gehörte in die Zeitung zu schreiben. – Es fällt wie Schuppen vor die Augen: Der Satz ist viel zu lang, um ihn morgens spontan ausrufen zu können. Und im Effekt sagt er auch nicht mehr aus als „laß uns da doch mal ein Ohr reinhängen“.

Diese tiefschürfende Einsicht sollten wir uns zunutze machen. Jede Woche erzählen wir Ihnen an dieser Stelle mit einem mörderschweinemäßigen Aufwand, welche Kulturveranstaltungen Sie am Wochenende aufsuchen sollten. Dabei, wir gestehen das hier offen ein, kennen wir die eine Hälfte der Veranstaltungen überhaupt nicht, ahnen allenfalls dunkel, was während der anderen 50 Prozent passieren wird, und das restliche Drittel der Empfehlungen wird nur ausgesprochen, weil wir dafür beeindruckende Bestechungsgelder kassiert haben (wer jetzt flink gerechnet und dabei bemerkt hat, daß wir die Regeln der Mathematik nicht korrekt angewendet haben, dem sei zugerufen: Nur SpießerInnen glauben, 100 Prozent sei das Ende der Fahnenstange! – Wow, auch das wieder eine absolut lässig aus dem Ärmel gesteppte Metapher!!). Kurzum: Wir machen ab sofort kein großes Aufheben mehr um Kulturveranstaltungen. Wir geben nur noch dezente Tips, vage Empfehlungen und Hinweise, die kaum mehr als solche zu erkennen sind. Wir überlassen es einfach Ihnen, wo Sie Ihre Zeit verbringen wollen.

Also denn: Wenn Sie am Samstag unterwegs sind, hängen Sie doch ein Ohr in den Schlachthof, wo das Theatre du pain mit neuem Programm gastiert (20 Uhr, auch So). Das andere Ohr könnten Sie derweil wahlweise im KITO oder im Lagerhaus baumeln lassen, wo Abi Wallerstein & Steve Baker (20 Uhr, Blues) und Funky Debop (20 Uhr) spielen. Später dann halten Sie einen Fuß in die Sportparty im Concordia (22 Uhr), den anderen in die Tanznacht des Modernes (23 Uhr).

Wer am Sonntag alle Körperteile wieder beisammen hat, kann eine Pobacke in die Stühle des Jungen Theaters drücken, wo das Musical „Groupie“ läuft (20 Uhr), während die andere im Falstaff klebt, wo „Ich, die Fliege“ gespielt wird (19.30 Uhr). Schlußendlich hängen Sie den Magen in die Kneipe ihrer Wahl, lassen sich vollaufen und legen sich beim Morgengrauen mit dem Gefühl ins Bett, Ihr Dasein in ein unvergeßliches Wochenende gehängt zu haben. taz

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