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Unterm Strich

Keine Frage des Taktes, aber der Takte. Der Mainzer Musikverlag Schott International will im Streit um die Offenbach-Oper „Hoffmanns Erzählungen“ nicht nachgeben. Eine Unterlassungserklärung, die der Frankfurter Urheberrechtsanwalt Stefan Mumme verlangt, werde nicht abgegeben, sagte der Schott-Justitiar Christian Sprang am Montag abend in Mainz. Damit geht der Fall nun wahrscheinlich vor Gericht. Der Rechtsstreit dreht sich um 144 bisher fehlende Schlußtakte aus dem vierten Akt der Oper von Jacques Offenbach (1819–1880). Während Schott das Finale nach eigener Einschätzung zuerst veröffentlicht hat, beansprucht der französische Musikwissenschaftler Jean-Christophe Keck die Rechte für sich. Die für Sonntag geplante Uraufführung des vollständigen Werks an der Hamburgischen Staatsoper ist aber nicht gefährdet. Der Prozeß wird damit erst nach der Uraufführung des Finales vor Gericht aufgerollt. Nach Einschätzung von Schott ist aber auch eine gütliche Einigung nicht ausgeschlossen. Das Finale des vierten Akts ist nach Angaben des Verlags noch nie öffentlich gespielt worden. Es wurde schon vor der Premiere der Oper im Jahre 1881 in Paris aus dem Werk herausgenommen und galt lange Zeit als verschollen.

Vor Jahr und Tag wurde noch gegen die Schließung eines Theaters in Frankfurt (Oder) öffentlich gehungert. Jetzt zeitigt die politische Nahrungsaufnahme erste Ergebnisse. Nicht nur in der Wirtschaft, so scheint's, kommen Fusionen schwer in Mode. Brandenburgs Kulturminister Steffen Reiche hat angedeutet, daß es sehr bald eine Theater- und Orchesterholding für Brandenburg/Havel, Frankfurt (Oder) und Potsdam geben könnte. In vier der fünf Holdingmodelle werde von einem Neubau für das Hans-Otto-Theater in Potsdam ausgegangen, erläuterte Reiche.

Wo Theater ist, da sind auch Dramen nicht weit. Das hat auch Potsdams Bürgermeister Matthias Platzeck erkannt. Die Notwendigkeit neuer Theater-Strukturen ergebe sich aus der dramatischen Entwicklung der öffentlichen Haushalte. Die Städte benötigten vernünftige und sicher finanzierbare kulturelle Angebote. Die identitätsstiftende Wirkung der Theater und Orchester dürfe dabei nicht außer acht gelassen werden. Es stehe jedoch fest, „daß es ohne Einschnitte nicht gehen wird“.

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