■ Spätkauf: Soul of Cape Verde
Soul of Cape Verde (Tropical)
Seit Harry Belafonte seine „Islands in the Sun“ besang, gelten Inseln als Ideal des wahren, unverfälschten Lebens. Aber mit Musik! Weswegen die Frage, welche Platten man denn auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen würde, zum Standardrepertoire von Fragebögen gehört. Die Frage ist natürlich falsch gestellt, rechnet man ein, daß die beste Musik ja bereits von Inseln kommt: Kuba, Jamaica – die Aufzählung läßt sich, mit den Samplern „Islands“ und „Carribbean Party“, nach Belieben verlängern: Tahiti, Martinique, Barbados... klingt nach Urlaub. Handgemacht und akustisch, unbehandelt und nicht durch böse Elektronik entfremdet, so kommen die Stücke daher, künden oft von Fernweh und Weltschmerz, doch von den Covern grüßen glückliche Inselbewohner. Die naiv gehaltene Umschlaggestaltung mag darüber hinwegtäuschen, doch was Putumayo, eines der erfolgreichsten US-amerikanischen Weltmusiklabels, auf seine Sampler läßt, hat immer Substanz, und die Booklets informieren detailliert über Hintergründe.
Shooting Stars unter den Inseln sind, dank Cesaria Evora, jedoch die Kapverden, 500 Kilometer vor der westafrikanischen Küste gelegen. So erfolgreich ist die Musik dieser Inselgruppe, daß sie fast schon wichtigster Exportartikel ist. Doch die felsigen Inseln sind so unwirtlich, daß die Mehrheit aller Kapverdianer außerhalb des Landes leben müssen, in alle Winde verstreut. Auch die wenigsten der berühmten Musiker wohnen noch auf dem Archipel, sondern halten sich lieber in Städten wie Rom, New York oder Rotterdam auf. Doch keine Idyllen, die Inseln, eher Schimären.
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