: Von Schlangen und anderen Menschen
■ Die VeranstalterInnen des Tanzherbstes gaben wieder dem Nachwuchs eine Chance
Der Bremer Tanzherbst ist immer viel mehr als nur die Aneinanderreihung von Gastspielen mehr oder weniger berühmter Compagnien. Beim diesjährigen Festival boten die VeranstalterInnen unter anderem ein Seminar über neue Tanzsprachen, einen Vortrag über Tanzgeschichte, ein tanzmedizinisches Symposium, Workshops für AnfängerInnen und Fortgeschrittene sowie eine ganze Reihe von offenen Trainings an. Außerdem gehört es zu den guten Gebräuchen des Bremer Tanzherbstes, neben dem aktuellen (Leistungs-) Stand der „einheimischen“ TänzerInnnen auch den des professionellen und semiprofessionellen choreographischen Nachwuchses zu dokumentieren. Das Programm „Junge Bühne – Choreographennachwuchs aus Bremen“ zeigte am Sonntag abend, wie spannend die Anfänge sein können. Es demonstrierte aber auch, wieviel dazugehört, eine Choreographie zu erfinden und umzusetzen. Der gut besuchte und begeistert aufgenommene Abend im MOKS-Theater überzeugte durch vier verschiedene stilistische Ansätze.
Nett, aber harmlos und beliebig ornamental blieben Nadiye Özeken und Kristina Schneppel in ihren weißen Hängehemdchen mit „Satie! (... für zwei)“. Einfallsreicher und stringenter Charlotte Bodzin mit ihrem Versuch, alte Haut abzustreifen und sich in neuer einzurichten. Dafür fand sie eine Fülle von unterschiedlichen Gesten und Tempi.
Eine gute Idee hatten auch Susanne Meyer und Corinna Mindt mit ihrem Versuch, ein Treffen zweier Frauen mit Aspekten der erlebten Vergangenheit und der geahnten Zukunft zu füllen. Das war ein wenig zuviel des Guten – Gedachten –, und weniger wäre da mehr gewesen. Aber es gab schöne Momente in dieser Choreographie. Wieder ganz anders Antje Aguero, die wirklich versuchte, ihrer schlangenartigen Körperaktion eine spirituelle Basis zu geben. In der Beschleunigung ihres von Trommelmusik gestützten Tanzes vergißt man als Zuschauer immer mehr, daß hier ein Mensch tanzt. Das war eine interessante und gekonnte Bewegungsstudie, sieht man einmal von der verbalen Überfrachtung ihrer Konzeptionsbeschreibung ab. usl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen