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Planmäßige Zwangspause

■ Alle Züge stehen still, wenn die Winterzeit es will / Die Fahrplanauskunft teilt mit: Ein Zug kommt an, wann er ankommt Von Marco Carini

Was haben wir uns gefreut: Ein um sechzig Minuten verlängertes Wochenende, eine Stunde mehr Nightlife oder Nachtschlaf. Doch gilt das auch für Reisende der Bundesbahn, die das Sommerzeit-Ende im Waggon verbringen müssen? Hält der Zug seine fahrplanmäßige Reisezeit (und kommt eine Stunde zu „früh“ an), bummelt er die Zusatz-Stunde ab oder bleibt er gar punkt drei (wenn die Zeit um eine Stunde zurückgestellt wird) stehen?

Nachfrage bei der Kölner Fahrplanauskunft. Es geht konkret um einen Interregio, der die Domstadt am Sommerzeit-Sonnabend um 23.33 Uhr verlassen soll und den Hamburger Hauptbahnhof fahrplangemäß normalerweise um 4.29 Uhr erreicht. Oder doch schon um 3.29 Winterzeit? Die Telefonstimme gibt – recht überraschend – die Auskunft, daß der Zug „so um 6 Uhr“ in Hamburg eintreffen werde. Eine verwunderte Nachfrage läßt die Auskunftsstimme noch konkreter werden: „Der Zug kommt an, wann er ankommt“.

Besser informiert zeigt sich da schon die Fahrplanauskunft Bonn. „Alle Züge bleiben eine Stunde lang stehen“. Doch wo – ob auf freier Strecke oder im Bahnhof – und vor allem wann – weiß man auch hier nicht. Für konkrete Auskünfte über die nächtlichen Ankunfts- und Abfahrtszeiten ist die Fahrplanauskunft in dieser Nacht offenbar nicht zuständig. Fest steht nur: Alle Züge stehen still, wenn die Winterzeit es will. Die Fahrplanauskunft Hamburg weiß zumindest, warum sie nichts weiß: „Wo die Züge stehen bleiben, weiß nur die Betriebsleitung.“ Mehr läßt sich nicht erfahren.

Die Probe aufs Exempel zeigt: Die Betriebsleitung hat sich für einen Stunden-Stop in Osnabrück - planmäßige Abfahrt 2.14 Uhr – entschieden. Die meisten Passagiere, die erst in Osnabrück von der Zeitenwende-Zwangspause erfahren, sind verwundert („Die halten doch jetzt nicht wirklich eine Stunde in diesem Kaff“) bis genervt, denn wer hängt schon zu nachtschlafender Zeit gerne nutzlos auf einem verwaisten Bahnhof fest? Einige Reisende haben Familienmitglieder und Bekannte gar eine Stunde zu früh zum Ankunftsort beordert – die müssen sich nun entnervt die Nacht um die Ohren schlagen.

„Wir müssen diese Pause machen, damit niemand seinen Zug am frühen Morgen verpasst“, begründet Helmut Kujawa von der Bundesbahndirektion Hamburg den nächtlichen Zwangsstop. Warum Reisende über den Stillstand nicht vorher informiert werden oder zumindest auf Nachfrage rechtzeitig erfahren können, welche Bahnhöfe sommer- und welche Stationen winterzeitlich angelaufen werden, darauf weiß auch Kujawa keine Antwort.

Bleibt eine Frage offen. Was macht die so fahrplantreue Bundesbahn eigentlich bei der Zeitumstellung im letzten März-Wochenende – wenn eine (Reise-)Stunde wegfällt – um ihren Stundenplan zu erfüllen? „Dann kommen wir eine Stunde später an“, fügt sich die Bahn laut Kujawa ins Unausweichliche. Merke: Bei der Bundesbahn gibt es ein ehernes Gesetz, daß nie verletzt wird: Züge kommen zwar des öfteren verspätet an – niemals aber zu früh.

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