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Im Klinikbett zurück in die Zukunft?

■ Anhörung zum Krankenhausplan 2000: Heftige Kritik an Gesundheitssenatorin

„Man kann nicht mit Argumenten aus der gesundheitspolitischen Steinzeit argumentieren, wenn wir mit dem Transrapid in eine andere Zeit unterwegs sind.“ Ulrich Montgomery, der Präsident der Hamburger Ärztekammer, scheute den merkwürdigen Vergleich nicht, um auf den Punkt zu bringen, was viele Fachleute aus dem Gesundheitswesen gestern bei der Anhörung zum Krankenhausplan 2000 in ihren Statements vorbrachten. Hauptkritikpunkte waren die überholte Bettenzählerei und der falsch gewählte Zeitpunkt.

Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel sah sich denn auch genötigt, noch einmal darzulegen, warum sie den Krankenhausplan zum jetzigen Zeitpunkt für richtig hält. Ihr erstes Argument: 14 andere Bundesländer machen das auch so. Für Planung und Steuerung sei die neue Grundlage notwendig: „Wettbewerb ja, aber nicht auf Kosten einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung.“ Diese zu sichern, sei Aufgabe der Politik. Sie sehe den Plan nicht als Fessel, sondern als einen Rahmen, der viele Varianten zulasse. Die neue Regelung sei außerdem notwendig, weil die derzeit gültigen Planungsdaten aus dem Jahr 1988 stammten. Dies bezweifelte Montgomery und hielt der Senatorin vor, daß es 1993 zu erheblichen Anpassungen an die Entwicklungen im Krankenhausbereich gekommen sei.

Die ÖTV und der Beamtenbund geißelten den Stellenabbau. Der stellvertretende Ärztliche Direktor des UKE, Hans-Dieter Jüde, erinnerte an die besondere Situation der Hochschulkliniken im Spannungsfeld zwischen Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Das UKE sei deshalb gar kein Plankrankenhaus wie die übrigen 37 Hamburger Krankenhäuser, die in den Plan 2000 aufgenommen wurden.

Die Vertreter der Krankenkassenverbände bekräftigten noch einmal ihre Forderungen, ganze Stationen und Krankenhäuser zu schließen und mindestens 2000 Betten abzubauen. „Die Krankenhäuser sind doch keine Hotels, wo die Auslastung der Betten ein Argument für die Wirtschaftlichkeit ist“, suchte der Geschäftsführer der Hamburger Krankenhausgesellschaft Jürgen Abshoff das Argument zu entkräften, daß es leerstehende Betten gebe. Was zähle, seien doch vielmehr die ärztlichen und pflegerischen Leistungen.

Die Vertreterin des Marburger Bundes Kossmann warnte angesichts der 1200 Betten, die durch „Umwidmung“ und Abbau in der Akut-Versorgung wegfallen sollen, vor gravierenden Versorgungsengpässen: „Es darf nicht so weit kommen, daß Ärzte ausschließlich nach der Dringlichkeit beurteilen müssen, ob sie der Aufnahme eines Patienten im Krankenhaus zustimmen oder nicht.“ Patricia Faller

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