: Wie die Geschichte erzählt wird
Da liegt ein Mann in der Gosse, im wahrsten Sinne des Wortes, sein Kopf bedeckt den Gullydeckel, und als ein anderer kommt und fragt, ob alles O.K. ist, sagt der Mann, doch, doch, es sei O.K. Oder das Paar, das im Bett liegt und darüber spricht, ob ihre Beziehung dauerhaft sein solle, ihr Kopf so, sein Kopf andersrum, wie auf einem merkwürdigen Gemälde. Es sind nicht gerade Actionfilme, die der US-amerikanische Regisseur Hal Hartley macht, auch wenn mit „Amateur“ ein veritabler Thriller darunter ist. Gleichzeitig aber sind diese Filme (die 3sat ab heute in einer Filmreihe zeigt) immer sehr unmittelbar spannend, mit ihrer ganz eigenartigen schwebenden Dramaturgie. Zum Beispiel in „Flirt“, wo Hartley dreimal die gleiche Geschichte erzählt, von dem Mann, der sich entscheiden muß, ob eine Beziehung dauerhaft sein soll, in New York, Berlin und Tokio, und jeder der Geschichten ihre ganz eigene Spannung gibt, durch die Situation, in der sie spielt. „Was mich am Filmemachen interessiert, ist die Ausführung, nicht das Inhaltliche“, sagt Hal Hartley in dem Filmportät von Peter Kremski, das die kleine 3sat-Reihe heute eröffnet. Nicht die Geschichte, sondern „wie die Geschichte erzählt wird“. Er spricht sogar von „Komposition“. Und tatsächlich sind Hartleys Filme oft geradezu musikalisch strukturiert, angeschmiegt z.B. an die Songs von PJ Harvey, die in Hartleys letztem Film auch eine Hauptrolle spielte. Kremskis Filmporträt, das vor allem zusammengeschnitten wurde aus einem Interview anläßlich des Filmstarts von „Flirt“, kommt nicht so leicht daher wie Hartleys Filme und gleitet manchmal gar etwas ins Lehrfilmhafte ab. Aber es ist trotzdem sehenswert, weil der Regisseur so charmant ist und interessante Dinge sagt. Zum Beispiel wie er sich einen Film und seinen Ausgang ideal vorstellt: „ein Ende, das unausweichlich ist und zugleich unerwartet“.
Hal-Hartley-Reihe auf 3sat: „Design der Beziehungen“ (Filmporträt über Hartley), heute 22.25 Uhr; „Flirt“, morgen, 22.25 Uhr; „Simple Men“, Donnerstag, 4.3., 20.15 Uhr; „Amateur“, Dienstag, 9.3., 22.25 Uhr Foto: Holger André
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