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Ausflug zur Kirschblüte ins Ruhrgebiet –betr.: „Herr Hefele kriegt zwei Minuten“, taz vom 16. 3. 99

Nicht, daß ich schon mal ein ganzes Eishockey-Spiel im Fernsehen geguckt hätte; aber wenn frau eine von jenen Grauen Grünen ist, in deren Leben, weil sie sich nicht instrumentalisieren lassen will, nichts funktioniert, das aber eben authentisch, dann freut einen so ein Artikel ganz bannig, weil ich nun wieder weiß, daß ich nicht umsonst leide, sondern gewissermaßen notwendig und zeichengebend.

Also, Sinn-Perspektiven abgeben kann ich Herrn Hefele pfundweise. Als wir Kinder waren, liefen die Jungen von unserer Straße auf tiefer gelegenen Tümpeln in den Feldern Schlittschuh, wenn diese vollgeregnet waren und dann zugefroren, so ähnlich, wie es holländische Maler schon vor 200 Jahren in ihren Bildern festgehalten haben: ein Hockey-Schläger, eine Blechdose, und der Spaß war garantiert.

Inzwischen ist der Grundwasserspiegel um etliches gesunken, weil die Zeche im Ort Jahr um Jahr das Wasser abpumpen läßt unter unseren Füßen; dafür haben wir zwei Autobahnabfahrten in der Nähe, und in Vluyn kann man sich einen Seat-Diesel zum Dreiliterauto umbauen lassen. Rundum Beton, Beton. Trotzdem entdeckt der Tourismus den Niederrhein. Mein Geheimtip für Hefele: ein Ausflug zur Kirschblüte ins Ruhrgebiet. Schwarze Zweige und weiße Blüten vor blauem Himmel – da glaubt man, schon fast in Japan zu sein.

Herr Biolek – nun ja, soviel verbale Taktfestigkeit auf jenem Parkett muß ihm einer erst mal nachmachen. Jedoch das immer automatischere Funktionieren eines Sendebetriebs ist zweifellos nicht im Sinne der Gebührenzahler und sonstigen Zugucker. Das sind Phänomene, die mich fast an kirchliche Strukturen erinnern – irgendwer hat mal einen Gedanken ins öffentliche Leben getragen, und nun bleibt der da Jahrhunderte kleben, egal, wie sich die Welt verändert. [...] Elisabeth Johanssen, Neukirchen-Vluyn

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