■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Rennbahn-Versehen

Beim Pferdesport geht es nach sehr strengen Regeln zu, selbst beim Catchen sind nicht alle Tricks erlaubt. Wohl aber in der Politik der Förderung des Pferderennens. Die Bremer Rennbahn ist bekanntlich marode, die Pferdeliebhaber um den (inzwischen verstorbenen) Kaffee-Millionär und Senior Walter Jacobs hatte sich den Vermarktungs-Kriterien des Wirtschaftssenators nicht beugen wollen, und so gab es jahrelang keine Subventionen. Das soll nun anders werden. Das Land Bremen übernahm 75 Prozent an der „Bremer Rennbahn-Gesellschaft“ und mit einem verlorenen 30 Millionen Mark-Zuschuß will das Land das Pferde-Wettvergnügen nun auf modernen Stand bringen, um sich dabei weiter zu sanieren.

Nur an welchem Standort, da gibt es bisher keine Einigkeit. In der SPD-Fraktion gibt es Zweifel, ob der Platz in der Vahr wirklich der beste ist – wenn schon mit so viel Geld im Grunde alles neu gemacht wird, dann könnte man die alte Idee überprüfen, die innerstädtischen Flächen in der Vahr für Wohnungsbau freizumachen, und für die Rennbahn einen neuen, verkehrsgünstiger gelegenen Standort zu suchen – direkt an einer Autobahn.

So änderte die Wirtschaftsdeputation am 17. Februar den Antrag auf Freigabe der Planungsmittel für die 30 Millionen Mark. Auf Insistieren der SPD kam die Bedingung hinzu: „... unter dem Vorbehalt der Prüfung von Alternativstandorten und der Aufnahme zusätzlicher Nutzungsmöglichkeiten.“ Das Wirtschaftsressort gab den Text aber ohne den Zusatz weiter an den zuständigen Haushaltsausschuß.

Wer aber denkt, die SPD würde pennen und auf den Trick hereinfallen, der irrt: Das Wirtschaftsressort wurde prompt erwischt und mußte sich entschuldigen: „Versehentlich“ sei das passiert. Ein Black-out war das Versehen aber offenbar nicht: In dem Absatz nach dem Wörtchen „versehentlich“ teilt der Wirtschaftssenator nämlich mit, daß er den Beschluß mit der Änderung nicht mehr für sinnvoll hält. Die Alternativen würden vorab geprüft, der Beschlußvorschlag dann in seiner ursprünglichen Form wieder auf die Tagesordnung kommen.

Und während die SPD-Fraktion denkt, parlamentarische Gremien würden ernst genommen und es sollte jetzt eine ernsthafte Prüfung stattfinden, erklärte der neue Geschäftsführer der städtischen Rennbahn-GmbH, Claus Kleybold, vor laufender Fernsehkamera schon mal, daß es bald losgeht mit dem Neubau der Rennbahn in der Vahr. Der hatte den Vorbehalt der Deputation wahrscheinlich auch versehentlich verstanden, denkt sich Ihre Rosi Roland