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Erst Existenz, dann Wohnung weg

■ Genossenschaft setzt neunköpfige Familie vor die Tür

„Die Schiffszimmerer-Genossenschaft will mein Leben zerstören“, klagt Osman Raki an. Nachdem die Wohnungs-Genossenschaft dem 48jährigen im vergangenen Jahr den Pachtvertrag für sein Restaurant „Hochatlas“ in der Ditmar-Koel-Straße (St. Pauli) gekündigt hatte, will sie den Marockaner jetzt samt seiner Ehefrau und sieben kleinen Kindern auf die Straße setzen. Der Mietvertrag für die Wohnung wurde Raki zum 30. November gekündigt.

Zum Anlaß nahm die Genossenschaft, daß ein von ihr beauftragtes Schädlingsbekämpfungsunterneh-men nicht in Rakis Wohnung gelassen worden war und Osman Raki voller Wut ein Transparent an die Hausfassade gehängt hatte: „Im Namen meiner achtköpfigen Familie danke ich der Genossenschaft für die unbegründete Entziehung unserer Existenzgrundlage“. Denn seit die Schiffszimmerer-Genossenschaft im März dieses Jahres die marokkanische Gaststätte schließen ließ, lebt die Familie Raki von der Sozialhilfe.

Rakis Anwalt Egon Göttling hingegen hält den Text des Transparents durch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung für voll gedeckt. Hier handele es sich, so Göttling, „um tatsächliche Feststellungen, deren Äußerung auf keinen Fall verboten werden darf“.

Die Kündigung will sich Raki deshalb auf „keinen Fall bieten lassen“. Ein Rechtsstreit droht. „Meine Existenz hat die Genossenschaft bereits kaputtgemacht“, klagt der Gastronom: „Doch meine Wohnung lasse ich mir nicht auch noch nehmen“. Marco Carini

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