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KommentarWahlkampf-Wende?

■ Scherf setzte sich von vier Senatoren ab

„Die CDU hat das Wort unter Partnern gebrochen.“ Das sind ungewöhnlich harte Worte von einem Bürgermeister, der sich bis zur Unkenntlichkeit mit der – anfangs von ihm abgelehnten – Koalition identifiziert. Scherf hat keinen Versöhnungsversuch unternommen, bevor er die CDU mit der aggressiven Anzeige überraschte.

Klar, Scherf muß die Unzufriedenheit in der eigenen Partei über die dominierende Präsenz der CDU im Stadtbild kanalisieren. Aber warum der abfällige Unterton in dem Satz: „Was meinen Sie, soll ich meinen Kopf auch noch dazwischen kleben?“ Nein, nein – soll das Echo aus dem Volk kommen – ehrwürdiger Bürgermeister, zwischen diese vier Typen paßt Ihr Kopf nicht!

Scherf steht über dem Wahlkampf. Er hat vier Jahre mit und ohne Mikrophon schön geredet und hinter verschlossenen Türen alle zur Sau gemacht, die nicht mitmachten. Wenn kein Wahlkampf stattfindet, hat er die Wahlen gewonnen. Nun wollen die vier Köpfe auf den Plakaten signalisieren: Wir sind auch der Senat. Da sie das öffentlich signalisieren, werden sie öffentlich zur Sau gemacht: Soll Scherf seinen Kopf „auch noch dazwischen kleben“? Auf dem CDU-Plakat natürlich nicht. Im Senat klebt er immer dazwischen.

Für eine Wende im Wahlkampf ist es zu spät. Dafür müßte klargestellt werden, mit welchen inhaltlichen Zielen Scherf gegen den „Partner“ gewinnen will. Klaus Wolschner

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