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Antworten auf Letzte Fragen

Warum ist der Sonnenbrand am Rand der Badehose/des Bikinis immer schlimmer als am Rest des Körpers? (30.4.99)

Seit Beginn des Hautkrebszeitalters wissen wir, daß die Sonne ein ganz böser Planet ist. Diese Zusammenballung aus ganz vielen bösen, heißen, sich in Rage gebrachten Atomen (oder so), die nichts anderes wollen, als den menschlichen Körper zu verbrennen, tun dieses am liebsten natürlich ganz besonders gern dem weißen, sprich: hellhäutigen Teil der Weltbevölkerung an. Und das, a) weil man den rötlichen Sonnenbrand auf weißer Haut ganz besonders gut sieht und b) weil die Sonne – und hier kann man von einem möglichen (menschenrechtsorientierten) Gewissen ausgehen (was die Frage aufwirft, ob die Sonne tatsächlich böse ist, wie die Menschen im allgemeinen denken, oder ob sie nicht nur das Resultat ungeliebter Kindheit gepaart mit übertriebener Anbetung ist) – den weißen/hellhäutigen Menschen eins auswischen will, weil sie (die hellhäutigen Menschen) zwar gern braun bis schwarz wären, die gesellschaftlichen Konsequenzen der nicht auf der Nordhalbkugel lebenden Weltbevölkerung aber nicht tragen wollen.

Hier könnte man jetzt in die Rassismustheorie abweichen, wonach die hellhäutige/auf der Nordhalbkugel lebende Weltbevölkerung ja evtl. die schwarze/dunkelhäutige Bevölkerung deswegen diskriminiert, unterdrückt und ermordet, weil sie (die „Weißen“) so scharf auf diese Hautfarbe ist, aber eigentlich genau weiß, daß sie nie so dunkel/braun sein wird.

Ergo: Neid! Doch zurück zum verstärkten Sonnenbrand am Rand von Badehose/Bikini. Die Sonne ist nun also so erbost darüber, daß sie nicht den gesamten hellhäutigen Menschen verbrennen/markieren/strafen kann – weil der so „zivilisiert“ ist, Badehose bzw. Bikini zu tragen, daß ihr (der Sonne) nichts anderes übrigbleibt, als aus Wut darüber den Rand ganz besonders zu verbrennen, so als ob sie damit sagen/zeigen wolle: „Ich krieg' euch zwar nicht ganz, dafür aber an bestimmten Stellen besonders schlimm.“ (Oder so ähnlich.) Die Lehre, die der hellhäutige/weiße/auf der Nordhalbkugel lebende Mensch daraus ziehen könnte/sollte, wäre: Erkenne, daß du nie so schwarz/braun sein wirst wie deine schwarzen Schwestern und Brüder, und finde dich mit dieser Tatsache ab. Christine Hamer, Hamburg

Manchmal finde ich, die LetztefragestellerInnen hätten nur mal an ihre eigenen Gewohnheiten denken müssen; da wäre viel Porto zu sparen!

Die Hautpartien, die man gemeinhin am Strand durch Textilien schützt, sind besonders empfindlich, weil

1. sie per definionem die empfindlichsten Teile (Unterbauch, Busen) darstellen, gelegentlich deshalb auch als Weichteile bezeichnet werden;

2. sie aus Gewohnheit oder kulturellem Usus selbst dann noch durch eben diese Tuchbeutel vor den nagenden Kräften wie Sonne, Wind, Wasser, Blicke und Sand geschützt werden, mithin auch weniger abkönnen, wo man/frau alles andere denselben Kräften schonungslos preisgibt.

3. Schließlich sind gewisse Unzulänglich-/Flusigkeiten beim Eincremen der Haut schuld: Normalerweise wird man dabei zwar mit den Fingerspitzen auch etwas Fett unter dem Gummiband verteilen – aber wer nimmt dabei schon eine Ganzkörpereinreibung vor? Ist ja auch unnötig wegen 2.; und beim 15minütigen Rotieren auf dem Badelaken oder dem gelegentlichen Aufsetzen (Zigarette anzünden; Nachsehen, ob jemand hersieht; Sand vom Ellenbogen abstreifen; Buch weglegen ...) verrutscht eben dieses Hosen- oder Top-Gummi zentimeterweise – autsch! Und abends glüht jedes zweite Zelt rötlich ...

Empfehlenswert darum: Urlaub in Felshöhlen verbringen oder am Strand Ganzkörperanzug tragen! Olaf Wuttke, Altona

Die Sonnengötter Helios und Phöbos Apollon sind in Vergessenheit geraten bzw. zur Legende verkommen. Vermutlich bringt sie das zur Weißglut. Ich denke da nicht so sehr an Helios, den Sonnenkörper, der schon in der Antike angeblich mit dem immer selben Gleichmut jeden Morgen mit seinem Viergespann aus dem Ozean emporsteigt und in dem immer selben Tempo seine Rundfahrt um die Erde macht, um abends wieder im Meer zu versinken.

Phöbos Apollon, auch Gott der Heilkundigen und der Künstler, ist die Verkörperung des reinen Sonnenlichts. Dieser Gott, Zwillingsbruder von Artemis, hat's schon immer mit den Menschen gehabt: Die begabtesten Jungfrauen weihten sich ihm, um der Ehe zu entkommen, trottelige Priester sonnten sich in seinem Licht, und er, der Gott des reinen Lichts, liebte es, mit sterblichen Mädels und Jungs anzubandeln.

Was macht nun so einer, wenn keiner mehr an ihn glaubt? Er wird traurig, einsam, verzweifelt und irgendwann sauer. Er muß sich in Erinnerung rufen, diese ungläubigen Sterblichen piesacken. Und wie macht das einer, dessen Lieblingswaffe die Sonnenstrahlen sind? Er erfindet den Sonnenbrand und als besonderes Hobby das Linsen unter die Ränder der jeweiligen Badebekleidung.

Also Leute, denkt euch was aus, diesen traurigen, rachsüchtigen Gott zu versöhnen, und der Sonnenbrand unter dem Badehosenrand wird der Vergangenheit angehören. Katharina Napoli, Berlin

Wie lang ist ein kurzer Spaziergang? (8.5.99)

Auf jeden Fall kürzer als ein langer. Sigrid König, Berlin

Das hängt davon ab, wie weit die nächste Kneipe entfernt ist. Stefan Geyer, Berlin

In der Ankündigung kurz genug, um Spaziergeh-Muffel an die frische Luft zu locken. In der Umsetzung lang genug, einen handfesten Streit vom Zaun zu brechen. Lorenz Ritter, Hamburg

Schafft die Liebe Verliebte, oder ist es eher umgekehrt? (8.5.99)

Nicht die Liebe schafft Verliebte, sondern Verliebte machen Liebe (wäre zumindest eine angemessene Reaktion). Thomas Jacobi, Konstanz

Vielleicht wissen Huhn oder Ei eine Antwort, da diese Frage sie schon lange quält. Harald Weber, Oststeinbek

Im Gegensatz zur Huhn-Ei-Frage ist die Antwort eindeutig, und wer mir hier widerspricht, hat unrecht: Die Liebe kann nur als Konstrukt der Liebenden existieren.

Das erweist sich schon dadurch, daß die Liebe in verschiedenen Epochen verschiedenen Regeln, Semantiken und Codes unterliegt. Und auch das Hauptparadox der Liebe deutet darauf hin: daß die Liebenden, wider besseres Wissen, in ihr Liebeskonstrukt immer den Wunsch nach Ewigkeit einbauen, obwohl zu jeder Zeit Einigkeit darüber herrschte, daß Liebe immer zeitlich begrenzt ist – ein Rausch, der vergeht und allenfalls einvernehmlich umgewandelt werden kann in die freundschaftliche Partnerschaft der Ehe zum Beispiel.

Wäre die Liebe dagegen ein unendlicher und immerwährender Fluß, zu dessen Ufern die Liebenden nur finden müßten, um sich hineinzustürzen, könnte es die ewige Liebe geben, die nur begrenzt wäre durch die Lebenszeit der Liebenden.

Jetzt höre ich jemanden rufen, der meint: „Aber es gibt sie doch, die ewige Liebe, mein Opa und meine Oma z. B. ...“ Mitnichten! Hier mag es sich lediglich um ein besonders hartnäckiges, wie auch symphatisches Konstrukt gemeinschaftlicher Selbsttäuschung handeln. Dieses geriatrische Nebeneinanderherleben soll mir hier als Beweis für eine absolute, unabhängig vom Menschen existierende Form der Liebe dienen? Ha! Einmal kurz gelacht. (Aber eine Ausnahme gibt es doch: Meine A. und ich werden uns immer lieben ...) Robin Rudolph, Berlin

Die Liebe schafft viele Verliebte dermaßen, daß sich ein Zustand von „Verliebtheits-Bettlägerigkeit“ einstellt. Die Betroffenen verlassen die Schlafstatt nur zur Verrichtung elementarer Bedürfnisse, z.B. Gang zum WC, Anruf beim Pizzaservice, um sich danach sofort wieder dem Partner/der Partnerin zuzuwenden. Idealerweise wird dieses Ritual bis zum Abebben der Symptome fortgeführt, da bei vorzeitiger Beendigung aufgrund von Sachzwängen Entzugserscheinungen in Form von Geistesabwesenheit und debilem Grinsen zutage treten können. Doris Eddelbüttel

Ersteres, mich jedenfalls schafft die Liebe. Umgekehrt: Macht das Konzept eines durch Verliebte erschöpften Gefühls Liebe Sinn? Matthias A. Rosentreter

Wieso gehen die Leute in den Daily Soaps eigentlich immer mit ihren Straßenschuhen auf die Betten und die Polstermöbel? (5.5.99)

Weil sie ihnen nicht gehören. Nach Drehschluß gehen sie in ihr richtiges Zuhause und ziehen dort, wie alle normalen Leute, ihre Straßenschuhe aus, bevor sie auf die Betten und Polstermöbel gehen. Katrin Stephan, Bensheim

Vordergründig plausibel erscheint die Antwort: Die Soap-Darsteller sind so sehr damit beschäftigt, hip und trendy zu wirken, daß sie sich nicht auch noch darum kümmern können, wo sie hinlaufen. Dies ist allerdings nicht die ganze Wahrheit. Es ist de facto nämlich so, daß in Soaps alles aus Plastik ist. Das fängt bei den Plastikdrehbüchern (inklusive Plastikdialogen) an, geht über die Plastikprotagonisten bis hin zu den Plastikkulissen (Plastikstraßen, Plastikbetten etc.). Folglich sind auch der Staub und Dreck aus Plastik, so daß die Plastikakteure keine hygienisch bedingten Skrupel – worauf die gestellte Frage wohl abzielte – befallen, wenn sie über die Ausstattung trampeln. Zur Untermauerung meiner Antwort erinnere ich an die in karnevalistisch versierten Kreisen sicher bekannten Scherzexkremente aus Plastik. (Völlig geruch- und bakterienfrei! Prima Sache!) Michael Humberg, Paderborn

Weil sie Löcher in den Socken haben. Christiane Rattinger, Offenburg

Wie werden die ersten 10 Jahre des kommenden Jahrhunderts heißen? (30.4.99)

1970 beispielsweise gehörte zu den Siebzigern, 1980 schon nicht mehr. Also wird das Jahr 2010 nicht mehr zum ersten Jahrzehnt des kommenden Jahrhunderts gehören. Da aber auch dieses Jahrzehnt 10 Jahre haben muß, wird es folglich im Jahre 2000 beginnen.

Damit ergibt sich eine interessante Phasenverschiebung zwischen Jahrzehnten und Jahrtausenden: 2000, das letzte Jahr des alten Jahrtausends, wird gleichzeitig das erste Jahr des neuen Jahrzehnts sein. Dies dürfte der Grund dafür sein, warum viele Menschen das Jahrtausendfeuerwerk schon nach 1999 Jahren, d.h. ein Jahr zu früh, abbrennen wollen (siehe auch „Knallinkontinenz“).

Da jedes Jahrzehnt nach seinem ersten Jahr benannt wird, wird das nächste Jahrhundert mit den Nullern (engl. naughties) beginnen. Martin Reichmann, Mannheim

Warum hören Kurzsichtige so schlecht, wenn sie ihre Brille ablegen? (24.4.99)

Ob es den gefragten Effekt gibt, kann ich nicht beurteilen, es gibt aber eindeutig einen Zusammenhang zwischen Sehen und Hören. In meiner Studentenzeit haben wir einige Versuche zu diesem Thema gemacht. Die Ohren sind eindeutig nach vorne ausgerichtet, man hört am besten, wenn man sich der Schallquelle zuwendet, d.h. die Schallquelle ansieht. Durch Kopf und Ohrmuscheln erfolgt eine Veränderung des Höreindruckes, der es ermöglicht, die Richtung zu ermitteln, aus der der Schall kommt (Lautstärkestereophonie). Es gibt aber eine Vorherrschaft des Seheindruckes: Im Auto werden Störgeräusche von ungeübten Prüfern nach hinten geortet, weil Geräusche, deren Quelle man nicht sieht, von hinten kommen müssen. Im Autokino wird von vielen Besuchern problemlos der Mund auf der Riesenleinwand als Schallquelle geortet, obwohl es eigentlich aus dem Lautsprecher am Seitenfenster quäkt. Leute, die diese Umortung nicht nachvollziehen können, sind für ein Autokino ungeeignet. Dirk Hobein, Lippstadt

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