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Römer finden einen kleinen Trost im finalen Finale

■ Mit 2:1 gewinnt Lazio Rom gegen Real Mallorca den letzten Pokalsiegercup

Birmingham (taz) – Die Siegerehrung übernahm Lennart Johansson, und als er Fernando Couto vor sich hatte, starrte der Uefa-Präsident den Portugiesen entgeistert an: Wo kommen Sie jetzt her? Irritiert zeigte Johansson auf die Schatulle vor ihm. Da war keine Siegermedaille mehr drin. Der Präsident wurde kurz hektisch, dann drückte er dem Auswechselspieler einfach den Europapokal der Pokalsieger in die Hände, den Couto gerade mit Lazio Rom gewonnen hatte.

Lange hatte dieser an dem Silberstück allerdings keine Freude. Die Mitspieler rissen es ihm aus den Händen, auch wenn Lazios Trainer, der Schwede Sven Göran Eriksson (51), mahnte, es gebe keinen Anlaß zum Drängeln: „Der Pokal wird für immer unserer sein, niemand mehr kann ihn uns wegnehmen.“ Denn der 2:1-Sieg der Römer über Real Mallorca vor 33.000 Zuschauern in Birmingham kam im finalen Finale. Der Wettbewerb wird nach 39 Jahren abgeschafft. Für Lazio war es endlich der mit so viel Sehnsucht und Geld gejagte Erfolg – doch droht den Siegern, daß man sie schon bald für die Trophäe, die sie verspielten, in Erinnerung behalten wird anstatt für den Pokal, den sie in Birmingham gewannen. Am Sonntag endet die italienische Meisterschaft, Lazio, das vor sieben Wochen noch uneinholbar schien, liegt nun einen Punkt hinter dem AC Mailand und muß auf einen Fehltritt Milans hoffen, der wohl kaum kommen wird. Eriksson erklärte schon einmal, der Enttäuschung vorauseilend, der Europacupsieg sei „ein Trost“.

Dabei könnte diese Saison erst der Start für sein Team gewesen sein. Es hat so viele junge Hochbegabte, etwa Verteidiger und Kapitän Alessandro Nesta (23) oder die beiden Torschützen von Birmingham, den kräftigen Angreifer Christian Vieri (25) und Pavel Nedved (26), den linken Läufer. Allein, bei der Hektik, mit der in Italien Mannschaften umgebaut werden, muß man fürchten, daß sie nicht mehr viele gemeinsame Anläufe auf die Meisterschaft bekommen werden. „Ich kenne ja den Klub und unseren Präsidenten“, sagte Eriksson, „er wird den einen oder anderen neuen Spieler bringen.“ Rund 190 Millionen Mark steckte Lazio diese Saison in neue Kräfte, was den zweifelhaften Ruf der teuersten Elf auf Erden einbrachte. Welche Spannungen solche Investitionen mit sich bringen, ließ sich nach dem Schlußpfiff erahnen. Der 29 Millionen Mark teure Stürmer Iván de la Peña, der wie so viele Spiele zuvor auch das Finale auf der Ersatzbank erlebte, rannte beim Schlußpfiff nicht zu seinen feiernden Kollegen, sondern suchte die Gesellschaft der Verlierer. Vielleicht fühlte er sich so.

Auch wenn das Geldteam gewann, so war doch die herausragende Erkenntnis des Finales, daß sich selbst heute noch ohne das ganz große Cash eine gute Elf schaffen läßt. Mallorca bewies es. Vor zwei Jahren spielte Real noch in der zweiten Liga, nun ist man Zweiter in Spanien; mit Fußballern, die vielleicht ein Zehntel von de la Peña kosteten. Den Stürmer Daniel Garcia Lara, Künstlername Dani, fand Trainer Héctor Cúper auf Real Madrids Ersatzbank – am Mittwoch abend war Dani der Beste. Im defensiven Mittelfeldspieler Vicente Engonga und Flügelläufer Jovan Stankovic hatte er gleichwertige Helfer; daß am Ende trotzdem die etwas schlechtere zweier guter Mannschaften gewann, „tut heute weh“, sagte Trainer Cúper, „und morgen sind wir stolz“.

So weit wollte sein Kollege Eriksson noch nicht vorausschauen. „Und jetzt?“ rief ihm ein Journalist zu, und das sollte wohl heißen: Was für große Taten versprichst du uns für die Zukunft? Eriksson antwortete: „Jetzt? Jetzt gehen wir nach Hause.“

Ronald Reng

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