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Unterm Strich

Gestorben: Die Schriftstellerin Grete Weil. Wie ihr Züricher Verlag Nagel & Kimche mitteilte, starb die deutsch-jüdische Literatin wenige Wochen vor ihrem 93. Geburtstag bereits am 14. Mai in der Nähe von München. In ihren Romanen und Erzählungen beschrieb Grete Weil das Schicksal der Juden im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Werke wie „Tramhalte Beethovenstraat“, „Meine Schwester Antigone“ und „Der Brautpreis“ wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Grete Weil wurde 1906 in Rottach-Egern geboren. 1941 wurde ihr in die Niederlande emigrierter Ehemann, der Dramaturg Edgar Weil, verhaftet und im KZ Mauthausen umgebracht. Grete Weil tauchte in Holland unter und kehrte 1947 nach Deutschland zurück. Mit 91 Jahren veröffentlichte sie ihre Autobiographie „Leb ich denn, wenn andere leben“.

Entdeckt: 41 bisher unbekannte Briefe und Postkarten von Uwe Johnson sind am Mittwoch abend von der Berliner Akademie der Künste vorgestellt worden. Sie stammen aus dem Nachlaß des vor fünf Jahren in Berlin gestorbenen Autors Jochen Ziem, der Mitte der 50er Jahre Johnson beim Studium in Leipzig kennengelernt hatte. In den Briefen berichtet Uwe Johnson dem mittlerweile nach Westdeutschland übergesiedelten Kommilitonen vom Studienalltag in Leipzig (mit Lehrern wie Hans Mayer, Ernst Bloch und Victor Klemperer) und von seiner schriftstellerischen Arbeit. Erdmut Wizisla, Leiter des Berliner Brecht-Archivs, sprach von Briefen eines 21jährigen aus einer scheinbar längst versunkenen Zeit, literarischen Etüden, die auch ein hohes Maß an Selbststilisierung zeigten. Erstaunlich sei dabei, wie früh Johnson bereits den für ihn später charakteristischen Ton und bissigen Humor anklingen lasse.

Verboten: Martin Roda Bechers Erzählung „Hummerpark“. Becher deutet darin eine inzestuöse Beziehung des Schweizer Schriftstellers und Verlegers Matthyas Jenny zu dessen Tochter Zoe („Das Blütenstaubzimmer“) an. Das Oberlandesgericht Frankfurt bestätigte am Donnerstag eine entsprechende einstweilige Verfügung des Landgerichts Frankfurt. Das Landgericht hatte die geplante Veröffentlichung des Erzählungsbandes im Frankfurter Axel-Dielmann-Verlag untersagt, weil die Intimsphäre der Jennys, die anhand zahlreicher Details klar identifizierbar seien, in „Hummerpark“ verletzt werde. Becher beschreibt darin die Beziehung eines erfolglosen Autors zu seiner Tochter, die als Schriftstellerin schnell den Durchbruch schafft, und deutet eine sexuelle Beziehung zwischen den beiden an. Das Gericht hat zwar nichts gegen das Thema, Voraussetzung einer Veröffentlichung sei aber eine „ausreichende literarische Verfremdung“, wenn der Text von authentischen Personen handele.

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