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■ Urdrüs wahre KolumneKorn & Zorn

Nun wird alles gut! Dieter Kunzelmann ist ausgerechnet bei Alfred Biolek von den Toten auferstanden, Herr Marko Pogacnik hat in der Bremer Kunsthalle gemeinsam mit dem esoterischen Lichtgarten das ProjektStadtheilung Bremen initiiert, und Frank Haller haut endlich in den Sack, um nach den Wahlen als Scheinselbständiger einen Minigolf-Platz am Stadtwerder zu betreiben. Die letzte Information ist noch nicht endgültig bestätigt, gilt aber als fast so wahrscheinlich wie der Wiedereinzug der AfB in die Bürgerschaft. Und nachdem der 19. September vom Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie als TAG DES KORNS bestimmt wurde, löst sich die DVU ohnehin in schlichter Klarheit auf, sieht sich die Basis doch damit in der Berliner Republik angekommen und angenommen.

In Schutz nehmen möchte ich Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs vor dem Versuch der SCHÜLER UNION, das autoritäre und menschenfeindliche Notensystem dadurch zu rehabilitieren, daß man dieselbe durch die Rotzlöffel und Zahnspangen-Lolitas aus der 7 b mit Zensuren abstrafen läßt. Notendurchschnitt 5,83, da rülpst das Gymnasium wie eine Universität für Teletubbies. Solche Aktionen tragen zur Entwicklung der strahlenden Zukunft ebenso wenig bei wie das Tragen von Pappsärgen bei Gewerkschaftsde-monstrationen zur Schließung von Betrieben, denn derlei Luschtigkeit kennt ihre allzu bescheidenen Grenzen aus Sicht der ernsthaften Humorforschung leider leider überhaupt nicht.

Bislang wußte ich keinen rechten Grund zu nennen, warum man Henning Scherf nicht wählen sollte, falls man denn zur Entscheidung für die PDS noch nicht reif genug ist: Schließlich ist ein Kandidat, der den Leuten empfiehlt, ihn nicht unbedingt und schon gar nicht mit absoluter Mehrheit zu wählen, prinzipiell ein Exponent der Spaßguerilla. Wenn man aber jetzt erfahren muß, daß die knutschende Hosenklemme Stipendien-Verheißungen gegenüber armen Palästinensern so dermaßen schofelig bricht, dann heißt es leider leider ab dafür. In Kreisen der Unionswähler kann er mit dieser Gewissenlosigkeit gegen die Feudelträger natürlich mächtig punkten und der Hanseaten-Verschnitt Hartmut Perschau wird ihn dafür sicher ganz lieb in den Arm nehmen. Aber ein heißer Flirt ist dochnicht alles im Leben!

Daß das örtliche Zentralkomitee der KBW-Ruheständler den alten Häuptling Joscha Schmierer in den Weserterrassen bei Famülie Grün über Europa parlüren läßt, ist so verwunderlich nicht. Ihn dabei aber noch alsRedakteur der Commün anzukündigen, wo man ihn doch ebenso gut als staatstragenden Europa-Berater im Außenministerium hätte deklarieren können – das zeugt von einiger hilflosen Nostalgie: Schließlich liegt da doch das Signal für übertrittswillige Sozialdemokraten: „Aber der Joschka läßt keinen verkommen...“ Also, nichts wie ran, lieber Detlev?

Zu meiner heutigen Wahlkrampf-Show –99 in der GaDeWe möchte ich gern das anonym als Anzeige veröffentlichte Gedicht aus der Mittwochs-taz vortragen und bitte den Autor/die Autorin, sich wenigstens diskret zu erkennen zu geben. Ansonsten lade ich die KleinkünstlerInnen dieser Stadt ein, sich noch für den Gerhard-Schröder-Song-Wettbewerb anzumelden: Als Preis winkt immerhin ein Umtrunk im Bistro Brazil! Verspricht

Ulrich „Henning“ Reineking

PS: Wer Krieg wählt, kommt darin um!

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