: Gesundheitsreform mit kafkaesken Zügen –betr.: „Herrn Schorres Dreier-Strategie“ (Portrait des Bundesvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Winfried Schorre), taz vom 4. 6. 99
[...] Die Gesundheitsreform hat kafkaeske Züge erreicht: Um die Hausbesuche zu fördern, hat die Ärztin, aus deren Praxis ich Einblick in dieses Elend erlangt habe, kürzlich für jeden Hausbesuch, den sie gemacht hat, mit Begleitschreiben eine Sonderprämie von 0,79 DM erhalten! Ob sie den Hausbesuch selbst überhaupt bezahlt bekommt, hängt davon ab, ob ihr Budget noch nicht erschöpft ist.
Die Ministerin Fischer macht zwar den Eindruck, daß sie eine ehrliche Haut ist, aber das langt eben nicht für ihr Amt. Es fehlt ihr an Überblick über die Konsequenzen ihres Handelns und an dem bitter nötigen Mut zur Reform der gesetzlichen Krankenversicherung, nämlich die Höchstgrenze zur Pflichtversicherung aufzuheben und damit alle Arbeitnehmer, selbst die wirklich Besserverdienenden, endlich zur Solidarität zu verpflichten und nicht nur die Kleinverdiener, und am Mut, den gesetzlichen Krankenversicherungen in die Bücher zu schauen, wieso von allen Beiträgen nur rund 48 Prozent an die Ärzte, Krankenhäuser und die unmittelbar Gesundheitsdienstleistenden fließen. Sie stellt nicht die Frage: Wo bleibt der Rest? Das könnte ja Ärger geben, und erst recht die Privatversicherer würden unwillig die Stirn runzeln. [...] Alfred Larsen, Hamburg
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