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Kein sicherer Hafen

■ Über Altenwerder, Elbtunnel und andere kluge Ideen

Große Pläne schmieden die Herren Senatoren: Ahnend, daß diese Wahlperiode ihre letzte sein könnte, stellen sie 1995 die Weichen für die umwelt-, verkehrs- und stadtentwicklungspolitischen Planungen der kommenden 15 Jahre.

Ungeachtet ökologischer, ökonomischer und juristischer Bedenken beharrt die Wirtschaftsbehörde auf ihrem Irrglauben, das 250 Hektar große Biotop Altenwerder (unser Foto) einem Container-Terminal opfern zu müssen. Nebenan will der Verbrennungssenator die vierte Hamburger MVA durchsetzen. Als am 7. Juni nach mehr als 30 Jahren des Protests die Hafenerweiterung und ihre sofortige Vollziehung genehmigt werden, ahnen die Strom- und Hafenbauer nicht, daß 16 AnwohnerInnen – bisher erfolgreich – klagen werden: Am 4. Dezember untersagt das Verwaltungsgericht vorläufig jegliche Bauarbeiten auf der Elbinsel.

In die Röhre gucken die GegnerInnen des vierten Elbtunnels: Ihre Klagen gegen den umstrittenen 3,1 Kilometer langen Tunnel werden am 23. Mai abgewiesen. Nachdem der Bundesverkehrsminister im Juli die Finanzierung des 815 Millionen Mark teuren Abenteuers zugesichert hat, rollen am 9. August die Bagger an.

Die Stadtentwicklungsbehörde plant derweil die mittelfristige Boden-, Landschafts- und Raumnutzung der „wachsenden Metropole“: Flächennutzungsplan, Landschafts- und Artenschutzprogramme, Stadtentwicklungskonzept, Armutsbekämpfungsprogramm flattern durch Amtsstuben. Diesen Aktionismus stützt das Verkehrsentwicklungskonzept der Baubehörde.

Daß sich die Pläne teils widersprechen, schützenswerten Naturraum dem Gewerbe-Flächenfraß preisgeben und vorsintflutlichen Autowahn fördern – wen stört's ...

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