: Antworten auf Letzte Fragen
Wieso will der Mensch betrogen werden? (12. 6. 99)
Weil er sich immer wieder gerne selbst betrügt. Manfred Metz, Berlin
Weil die Wahrheit häufig kalt, bitter und schmerzhaft ist. Hajo Sygusch, Bremerhaven
Der Mensch will gar nicht betrogen werden. Die der Frage zugrunde liegende Behauptung gehört zur Ideologie der Betrüger oder deren Gewissensverbrämung; es macht ihnen ihr Betrug mit dieser Vorstellung mehr Spaß, oder er fällt ihnen leichter. Frankmartin Wiethüchter, Hamburg
Weshalb sind fast alle Busfahrer fast immer schlecht gelaunt? (5. 6. 99)
Weil Busfahrer zwar viele Kilometer fahren, aber letztendlich dennoch nicht vom Fleck (hier: Oberschwaben) kommen und bei langen Standzeiten zwischendurch (verkehrsbedingte Pausen) überaus schlecht verdienen. Dazu müssen sie täglich den Abgasgestank der egozentrischen Automobilindividualisten und deren Fahrkünste ertragen. Ulrich Möhrle, Fulgenstadt bei Herbertingen
Fast alle Busfahrer sind fast immer schlecht gelaunt, weil fast alle Busfahrer, wenn sie Bus fahren, fast immer arbeiten müssen, während fast alle Busmitfahrer fast immer schlafen, die Sitze beschmutzen, die Rücklehne der Vorderfrau mit Schwachsinn vollkritzeln, die Busscheiben durch ihr fettiges Haar anfetten, Bier trinken oder von einer Busentführung nach Kuba träumen. Dies wissen fast alle Busfahrer, was sie dann eben fast alle schlecht gelaunt werden läßt. Und seien wir doch ehrlich, bei so einem Scheißjob wären wir doch auch alle fast immer schlecht gelaunt. Und so fahren dann eben auch fast alle Busfahrer betrunken und übermüdet durch die Gegend und fallen fast immer mit ihrem Bus samt den ihnen verhaßten Insassen Abhänge hinunter oder fahren auf der Autobahn kleine Autos um. Ja, so ist das! Fast immer. Eberhard Stett, Karlsruhe
Gegenfrage: Warum sind die Busfahrerinnen der Wuppertaler Stadtwerke so gut gelaunt? Gibt es dort eine Gehaltszulage fürs Lächeln, oder lag's an meinem sympathischen Äußeren? An der Stadt kann's nicht liegen, denn schön ist was anderes. Peter Bennerscheid, Kirchlinteln
Warum riecht man seine eigene Knoblauchfahne nicht? (5. 6. 99)
Die Knoblauchfahne gelangt sowohl anterograd (über die Außenluft) als auch retrograd (über die Choanen) von der Mund- in die Nasenhöhle. Dortselbst treffen sich beide Geruchswellen und löschen sich aus. Dies gilt im übrigen für Mundgerüche aller Art. Daß diesem Mechanismus große Bedeutung zukommt erkennt man leicht daran, daß Kinder mit Choanalatresie bald nach der Geburt vor Gestank ganz blau werden und am eigenen Mundgeruch ersticken können. Dr. Thomas Dietrich, Berlin
Wie lange noch sind die „Neuen Bundesländer“ neu? (12. 6. 99)
Neufundland wurde vor 1.000 Jahren entdeckt und bis heute nicht umbenannt. Thilo Schmidt, Berlin
Bis Mallorca endgültig eingemeindet ist. Verena Biederbick, Osnabrück
Bis neue dazu kommen. Julius Albert, Berlin
Dieser Frage, gestellt aus einem „neuen Bundesland“, versuchen wir aus der Perspektive zweier „alter“ Bundesländer nachzugehen – und schon bei der Reflexion unserer eigenen Perspektiven wird offensichtlich, daß diese sehr unterschiedlich sind und die Relativität sowohl der Frage als auch der Perspektiven verdeutlichen. „Neu“ ist ein zugleich relativer wie relationaler Begriff: „Neu“ ist etwas so lange, bis es etwas Neueres gibt und das alte Neue dem neuen Neuen als nunmehr etwas Älterem weichen muß. Interessant wird die Frage im Rahmen der zunehmenden EUifizierung. Die „neuen Bundesländer“ wurden durch die Wiedervereinigung Teil eines „alten“ EU-Staates, ohne den Status als „neue Bundesländer“ zu verlieren. Es bleibt offen, ob sich dieser Status durch die fortschreitende EU-Osterweiterung verändern wird. Sabine Malecek, gebürtige Tirolerin, in München lebend Anke Ströver, gebürtige Nieder- sächsin, in Hamburg lebend
Sind an englischen Fahrrädern die Ketten eigentlich links? Und wenn nein, warum nicht? (5. 6. 99)
Natürlich sind an englischen Fahrrädern die Ketten links. Der englische Drahtesel sieht zwar aus wie der hiesige, allerdings benutzt der echte Engländer eine völlig andere Fahrtechnik. Er besteigt das Rad (für unsere Verhältnisse) verkehrt herum, so daß das Hinterteil auf dem Lenker und das Kinn auf dem Sattel liegt. Ergo ist die Kette links. PS: Deshalb heißt die Handbremse in England auch Backenbremse. Frank Struck, Hamburg
Natürlich sind an englischen Fahrrädern die Ketten rechts. Mal abgesehen davon, daß sonst extra für England spezielle Fahrradteile produziert werden müßten, liegt das an der Geschichte des Fahrrades: als Pferdeersatz. Auf ein Pferd stieg man(n) schon immer von links auf, weil nämlich der Reiter links den Säbel oder ähnliches trug und deswegen von rechts kaum aufsteigen konnte. Die Kette am Fahrrad ist eine erstklassige Gelegenheit, sich dreckig zu machen, und wenn mensch vor dem Aufsteigen links steht, sollte sie also rechts angebracht sein. Im übrigen wäre es eigentlich besser, bei uns die Seiten zu vertauschen, da mensch nach links auf der Seite absteigt, auf der der (Auto-)Verkehr vorbeifährt – das ist in England auch anders. Fabian Klasse, Berlin
Warum finde ich meine Sachen immer dann nicht, wenn ich sie dringend suche, und finde sie dann, wenn ich sie nicht mehr brauche? (12. 6. 99)
Das gleiche Syndrom stellt sich bei der Partnersuche ein. Menschen, die einen Partner suchen, finden monatelang keinen, und die, die keinen Partner suchen, weil sie die Nase voll haben, können sich unter einer Menge von Verehrern einen aussuchen. Vielleicht hat das „Wer sucht, der findet“ etwas mit Entspanntheit zu tun: Je entspannter man wirkt, desto einfacher ist es mit dem Finden von Dingen, die man gerne haben würde. Mike Gianfelici, Hagen
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