■ UrDrüs wahre Kolumne
: BILD & Luxus

Statt ihre Zeit mit dem Herstellen von Kinderhand-Abreißgranaten und anderen menschenfeindlichen Spielzeugen für das Personal von Rudolf Scharping zu vertändeln, tragen die Werktätigen der Fa. Kellogg mit ihren Frühstückscerealien nicht unwesentlich zum Glück der jungen Generation und zu ihrem Gedeihen bei. Wenn solche Helden der Arbeitswelt aber nun von den Bossen und Managern des Konzerns wg. Wahrnehmung ihrer gewerkschaftlichen Rechte inmitten der bremischen Häfen mit den Mitteln der Klassenjustiz bedroht werden, so brüllt der ganze Kindergarten samt Tanten und Eltern „Nein“ und skandiert zum Wohl der deutschen Haferflocken in Solidarität: „Solang der Arsch noch in die Pämpers paßt / werden Cornflakes nicht mehr angefaßt!“

Während der letzten Tage teilte ich in der Herzklinik das Zimmer mit einem Angehörigen der Weltkrieg II-Generation, der wahrhaft aufregende Einblicke in die soldatische Gefühlswelt gewährte und mir dabei auch den Schlüssel zum Verständnis des schneidigen Frontoffiziers Josef Fischer auf dem Plastiktablett überreichte: „Das ist schon so: Wennde im fremden Land einmaschierst, da werden alle Weiber schwach. Da kannste noch son kleiner Wicht sein, wer als Sieger kommt, der kann auch als alter Knacker die schönsten Mädchen kriegen ... Die denken sich dann auch: Lieber freiwillig als mit Gewalt!“

Jeder Pausenhof ein Fußballplatz. Die Simulanten auf der Paukerbank werden in der Rehaklinik fitgespritzt und wer in der E-Jugend Torschützenkönig ist, wird automatisch ins Sportinternat überführt und unterschreibt beim Übergang zur Sekundarstufe I bereits den Vorvertrag beim SV Werder: So kriegt Willi den Elfmeter rein! Und am Ende wird auch noch der Deutsche Pokalsieg in der Kultusministerkonferenz der Länder gegen das Bayernpack errungen: So macht Politik wieder Spaß ... Besorgt euch schon mal eine Jahreskarte für die Bürgerschafts-Tribüne, denn die Ostkurve nimmt bereits Klaus Pierwoß ein.

Die Art und Weise, in der die örtliche Christen-Union ihre Sozialhilfe ins Koalitionspaket geschnürt hat, bestätigt die Richtigkeit der Konvergenz-Theorie zumindest im parteipolitischen Bereich. Daß die Sympathisanten-Szene aus Overniggeland gegen diese durch und durch sozialdemokratische Traditionspflege nicht mobil macht, belegt in dramatischer Weise den Verelendungsprozeß, dem auch dieses Milieu im gegenwärtigen Stadium des Kapitalismus ausgesetzt ist. Früher hätte man für sowas doch noch einen Job im Reedereikontor Südostasien oder in der Reklame-Abteilung locker machen können! Und gab es für Lieschen Motschmann denn nicht mal was im Präsidium des Müttergenesungswerks oder als Prinzipalin im Waisenhaus? Wenn sich diese Mischpoke schon nach der Decke strecken muß, ist die Frage nach der Zukunft des Standorts eigentlich schon beantwortet!

Gutgelaunt prescht der hy-peraktive Rollstuhlfahrer an den anderen Pflegefällen vorbei in den Krankenhaus-Kiosk und ordert „Einmal BILD und einmal Luxus“. Er macht diesen Scherz jeden Morgen, um dann vom Betreiber immer aufs Neue zu erfahren: „Zu rauchen gibts hier nicht mal Lux, aber zum Arschabwischen ham wir noch was ...“ Heute aber fehlt es nicht nur an Luxus – auch die BILD ist ausgegangen, worauf der Patient wütend sein AOK-Cabrio wendet und ganz im Interesse der Solidargemeinschaft der Krankenversicherten erklärt: „Wenn das so ist, hau ich heute noch ab aus diesem Scheißladen!“ Auch so eine bislang vernachläßigte Möglichkeit zur Kostendämpfung im Gesundheitsbereich ...

Soso. Der Sohn der Oldenburger Pädagogikprofessorin Astrid Kaiser soll kein Macho werden, und um ihr potentielles Versagen in diesem Bemühen wenigstens für die Haushaltskasse nutzbar zu machen, gibt frau dann gleich ein Ratgeber-Buch zur Vermeidung von Fehlentwicklungen bei der Domestikation von Söhnen heraus. Da wünscht man ihr doch glatt einen Knaben, der konsequent auf die Brille näßt, weil er das entspannte Stehpissen in seiner schwarzpädagogischen Sozialisation nie gelernt hat.

Zum Christopher Street Day allen MannOMännern und bewegten Lesben gutes Wetter und noch bessere Stimmung wünscht in jedem Fall

Ulrich „Herzilein“ Reineking