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Wie wird man grüner Landessprecher?

■ betr.: „Punkt. Aus. Ende“, Interview mit Olaf Möller, Landessprecher der Grünen in Thüringen, taz vom 17. 6. 99

Wie lassen sich für die Grünen noch WählerInnenstimmen – wenn mensch Wahlergebnisse als fast alleinigen Gradmesser für politische Arbeit ansieht – gewinnen? Komplizierte Frage, mag die eine oder der andere bei sich feststellen. Vor allem nach den grünen „Erfolgen“ der letzten Monate und dem sich daraus endgültig manifestierendem Paradigmenwechsel. [...] Herr Möller weiß die Antwort. Auf die quälend scheinende Frage nach kommenden Wahlchancen für die Grünen: „Was müßte passieren, um optimistischer sein zu können?“, antwortet er: „Kraß gesagt: Eine Katastrophe in einem Atomkraftwerk oder ein Dioxinskandal in Erfurt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob letzteres ausreicht.“ Ja, fass' ich es denn noch? Zugegeben fiktive Katastrophenszenarien als mögliche Grundlage für einen – auch fiktiven – Wahlerfolg? Die Grünen sind nur over fünf Prozent gut, wenn andere richtig Kacke bauen oder wenn es rummst. Klaro, die möglichen Opfer könnten zwar nicht mehr wählen gehen, aber die anderen dafür um so mehr! Wobei Herr Möller sich noch nicht einmal so richtig sicher ist, ob ein Dioxinskandal auch wirklich ausreicht. Auch wenn der Interviewte wohl versucht, durch sein „kraß gesagt“ das Ganze ein wenig in die „Nicht so ganz ernst gemeint“-Ecke zu verfrachten, malt sich hier ein grünes Funktionsträgerbild, was abgründiger kaum noch sein kann. Wie wird mensch bei den Grünen eigentlich Landessprecher, und für wen spricht mensch da? Was Herr Möller da von sich gegeben hat, spricht jedenfalls für sich – und letztendlich gegen wen? Carlo Hagen, Dresden

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