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„Ein Guiness? Nur ein Guiness?“

■ Im Rugby-Finale der Frauen unterlag der FC St. Pauli dem SC Neuenheim erneut mit 17:15

Als am Sonnabend nachmittag das aufregende Rugby-Match zuende gegangen war, konnte der taz-Reporter den Dialog zweier Engländer mitverfolgen. Immerhin handelte es sich um das Endspiel um die Deutsche Frauenmeisterschaft, in dem der FC St. Pauli gegen den SC Neuenheim aus Heidelberg kämpfte, und die BBC schickt bekanntlich zu jeder Sportveranstaltung auf dieser Erde, die ihre Zuhörer nur im entferntesten langweilen könnte, ein Moderatoren-Duo, in diesem Falle John Pennywell und Mark Spencer.

John: Na, Mark, was hälst du jetzt vom deutschen Rugby? Habe ich dir zuviel versprochen?

Mark: Ja, John, das hast du. Du sagtest, daß hier technisch auf hohem Niveau gespielt würde. Ich habe aber nur wenige wirklich schöne Spielzüge gesehen. Da zeigt es sich doch, daß Rugby ein durch und durch britisches Spiel bleibt. (Anm. d. Red.: Hier irrt Mark. Die britischen Nationalteams verlieren regelmäßig gegen die australischen Wallabys oder die südafrikanischen Springboks)

John: Aber daß es spannend war mußt du doch zugeben. Sagte ich nicht kurz vor Schluß, als St. Pauli 15:10 führte, jetzt helfe den Heidelbergerinnen nur noch ein Lauf?

Mark: Ja, John das hast du gesagt, und du hattest recht. Es war auch wirklich beeindruckend wie Maren Hulverscheid den try(Anm. d. Red.: ein Versuch, bei dem das Rugby-Ei in der gegnerischen Endzone abgelegt wird und der fünf Punkte bringt) vollendet hat, nachdem sie einmal über den ganzen Platz gesprintet ist. Sehr schön.

John: Genau, und dann hat Doris Albers auch noch den Extra-Kick verwandelt und den Sieg klargemacht. Danach hat der Schiedsrichter abgepfiffen, und die Neuenheimerinnen waren mit 17:15 Deutsche Meisterinnen.

Mark: Wie in den letzten vier Jahren bereits, auch immer gegen St. Pauli, nicht wahr?

John: Genau, Mark. Das sind die beiden Spitzenteams, die seit Jahren die Szene beherrschen.

Mark: Naja, John, du hast nicht ganz unrecht. Die beiden Teams waren schon recht gut. Am Anfang vielleicht zu nervös. Zuviele Fangfehler, weißt du? Aber die zweite Halbzeit war wirklich toll. Und der Ausgang des Matches war verdient. Neuenheim war etwas besser und hat über große Teile der Partie einfach mehr Druck gemacht.

John: Bis auf den Schluß, da hat St. Pauli sie in die Abwehr gepreßt.

Mark: Hat ihnen letztlich aber nichts genutzt. Was ich aber enorm ungentlemanlike fand, war das Verhalten des Publikums. Man pfeift beim Rugby die gegnerische Mannschaft nicht aus. Auf dem Platz ist man Gegnerin, aber mit Respekt. Und anschließend trinkt man ein Bier zusammen.

John: Weißt du, Mark, der FC St. Pauli ist einfach ein Fußball-Verein, und die ganzen Zuschauer waren soccer-asis. Die wissen einfach nicht, wie man sich benimmt.

Mark: Ein Fußball-Verein? John, das ist nicht dein Ernst. Seit Jahren kommentieren gemeinsam Rugby, und jetzt schleppst du mich mit zu einem Fußball-Verein? Ich bin enttäuscht von dir. (Anm. d. Red.: Fußball und Rugby vertragen sich nicht, seit Webb Ellis im Jahre 1823 in einem Fußballmatch in Rugby den Ball einfach unter den Arm klemmte und ins Tor lief. Damit war der Sport erfunden. Ellis wurde an seiner Schule ein Denkmal gesetzt.)

John: Okay Mark, ich werde es wiedergutmachen. Konzentrieren wir uns lieber wieder auf die wichtigen Dinge des Lebens. Ich lade dich einfach auf ein Guiness ein.

Mark: Ein Guiness, John? Erwähntest du tatsächlich nur ein Guiness?

Aufzeichnung: Eberhard Spohd

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