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 Türkische Medienschau

Die Türkei diskutiert endlich. Allem Anschein nach wird die türkische Öffentlichkeit von den Regierenden und den Medien vorsichtig auf eine liberale Kurdenpolitik nach dem Todesurteil gegen PKK-Führer Öcalan eingestimmt.

Das kurdische Tabu beseitigen

Einer der Starkommunisten der Milliyet schreibt über das kurdische Tabu: „Bülent Ecevit schreibt an den Bundeskanzler Schröder, daß es kein Kurdenproblem gibt. Die Meinungsforschungsberichte belegen allerdings [...], daß die erdrückende Mehrheit unseres Volkes das Kurdenproblem als nationales Problem sieht. [...] Es ist beschämend, daß die türkischen Behörden nicht einmal wissen, wie viele Menschen kurdischer Abstammung überhaupt in der Türkei leben.“ (19. 6. 99)

Historische Diskussion

So lautet die Schlagzeile der Hürriyet. Der Chefredakteur schreibt: „[...] ist das eine Chance für den großen Frieden, den wir alle verdient haben? [...] Eine sehr schwierige Diskussion: Hinrichtung ja oder nein. [...] Auf der einen Seite die Mütter, die das Leid des Verlustes ihrer gefallenen Soldatensöhne kennen. [...] Auf der anderen Seite Lärm machende und verantwortungslose Staaten wie Italien [...], die in den kurdischen Camps die Mär von ihrer Einflußnahme verbreiten [...] und dadurch die Türken provozieren. [...] Ich appelliere an die ausländischen Staaten: Wenn Sie wirklich gute Absichten (gegenüber Türken und Kurden) haben, hören Sie bitte mit dem Lärm auf. Laßt uns alleine. Laßt uns die tiefergehende Bilanzarbeit unter uns bewältigen.“ (1. 7. 99)

Was sollen wir (mit Apo) machen?

So fragt ein Leitartikler der Hürriyet: „[...] Wer in seiner Heimat den Tod von 30.000 Menschen [...] zu verantworten hat [...], wie könnte er mit einer milderen Strafe bestraft werden? Glauben Sie, daß es in Europa keine Todesstrafe gibt? [...] Deren Vollzug findet nur nicht am Galgen statt. Diejenigen, die die Todesstrafe verdient haben, stecken die Europäer in Einzelhaft. [...] Sie lassen solche Typen dort langsam, jeden Tag sterben. [...] Sie werden zu lebendigen Leichen [...].“ (1. 7. 99)

Der Schuldige ist eigentlich Europa

So lautet die Schlagzeile der Europaausgabe von Hürriyet: „Vor allen Dingen Deutschland und Italien sind ganz schön in Trauer um Apo. [...] Ein unmöglicher Skandal [...]. Von dieser Stimmung gestärkt, brandschatzt die PKK die türkischen Wohn- und Geschäftshäuser in Deutschland. [...] An den Händen, die sich PKK und Europa geben, tropft das Blut der von der PKK ermordeteten [...] Babys.“ (2. 7. 99)

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