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Unterm Strich

Aus der Reihe: Alte Männer sagen ihre Meinung und schießen dabei deutlich übers Ziel hinaus. Die neueste Folge: Der Schriftsteller Günter Grass hat in einem Interview mit der Info-Postille Focusdie Asylpolitik der Bundesregierung kritisiert und sie in eine Reihe gestellt mit ... nein, um Himmels Willen nicht mit dem Holocaust, aber immerhin mit den „ethnischen Säuberungen“ der Serben. Wörtlich sagte Grass: „Die ethnischen Säuberungen auf dem Balkan, die in erster Linie Moslems getroffen haben, finden bei uns auf legale Art und Weise eine Entsprechung. Irgendeine Behörde entscheidet, daß uns unliebsame Ausländer in dieses oder jenes Land zurückgeschickt werden können. Das ist im Grunde die Fortsetzung der ethnischen Säuberung.“ Der schiefe Vergleich hat es den Gegnern von Grass natürlich leichtgemacht, dessen Kritik abzubügeln. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) bezeichnete die Äußerungen des Schriftstellers im Kölner Express denn auch als „grotesken Unsinn“, und der außenpolitische Sprecher der Grünen, Helmut Lippelt, sagte: „Bei allem Respekt für Günter Grass, soweit darf man nicht gehen. Einen solchen Vergleich darf man nicht ziehen.“ Stimmt. Aber gut, daß wir darüber geredet haben. Grass hatte in seinem Interview außerdem kritisiert, daß der Nato-Einsatz gegen Jugoslawien nicht unter europäischem, sondern unter amerikanischem Oberkommando stattfand.

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