■ UrDrüs wahre Kolumne: Butter bei die Fische
Man mag darüber streiten, ob der meßbare IQ mit praktischer Intelligenz zu tun hat oder ein hoher Wert nicht einfach eine bizarre Laune der Natur ist. Nicht streiten läßt sich allerdings darüber, daß der Werbespruch ziemlich doof ist, mit dem der Intelligenzbestien-Club für sein hiesiges Fähnlein Fieselschweif im MIX-Kleinanzeigenteil so wirbt: „Denken – im Verein am schönsten!“ Und beantrage ich, in die Diskussion darüber erst einzusteigen, wenn die Berechtigung zur Teilnahme geklärt ist. Anträge zur Geschäftsordnung gehen auf der Vereinsversammlung immer vor!
Eine Information im taz-Beitrag zum Thema „Islamunterricht an Bremer Schulen“ mußte man wirklich zweimal lesen: Danach soll Mehmet Kilinc als Vertreter des Islaminstituts von Bürgermeister Henning Scherf gefordert haben, „Butter bei die Fische“ zu tun. Diese Formulierung aber belegt nun wirklich vollendete Integration im Kohl & Pinkel-Milieu norddeutscher Politik: Wenn jetzt auch noch „Watt mutt, dat mutt“ und „Mit Ziel und Augenmaß“ auf den Sprach-Chip gelegt wird, kann dieser Mehmet glatt als kantig-intellektueller Vordenker hanseatischer Staatskunst durchgehen. Fehlt dann nur noch für die besinnlichen Stunden des Tages „Dumm fickt gut“ und „Leben und leben lassen“...
Zweimal lesen mußte man allerdings auch den Beitrag, in dem „das scheinbar tragische Schicksal“ eines jungen Mannes aus Togo beschrieben wird, der mit 15 nach Deutschland kam und womöglich „ein intelligenter Asylhochstapler“ sei, der am Ende gar „die Enthauptung der Mutter“ nur als „Asylstory erfunden“ habe. Ja und selbst wenn dem so wäre – hat nicht jeder Verdammte dieser Erde das Recht, gegenüber den steinherzigen Ausländeramtsleitern und anderen Inquisitoren dieser Welt sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen? Bitte mal drüber nachzudenken.
Auf dem Kajenmarkt lief der Absatz bei einem Süßwarenstand am vergangenen Samstag offenbar derart müde, daß der Inhaber mich hitzematt aufforderte: „Komm Dicker, nimm was mit für dich zum halben Preis“ ... Aus frisch antrainiertem Gesundheitsbewußtsein heraus mußte ich die verlockende Offerte ablehnen, was der Verkäufer mit allen Anzeichen der Hoffnungslosigkeit so quittierte: „Wenn nichtmalmehr auf Leute wie dich Verlaß ist, dann kann ich ja auch gleich einpacken.“ Sprach's und tat's.
Da war vor ein paar Tagen die Entschärfung dieser amerikanischen Zehnzentnerbombe, die bei den Vorarbeiten für den Hemelinger Tunnel auf dem alten Nordmende-Gelände entdeckt worden war, und nur mit ein paar Zeilen erfahren wir davon in der anderen Heimatzeitung der Stadt: Und das, obwohl das Deutsche Rote Kreuz 150 Senioren evakuierte und vielen anderen Anwohnern so richtig weltkriegzweimäßig vorübergehendes Notquartier in benachbarten Schulen eingeräumt worden war. Wie anders hätte doch der unvergeßliche Sprengmeister Harry Warrelmann diese Sache inszeniert! Was wäre das doch für ein dramatisches Mitmach-Theater geworden, bei dem jeder Teilnehmer zum echten Bunker-Feeling gekommen wäre! Eine Stadt, die einen so bewährten Regisseur der eigenen Schicksalsgemeinschaft wegen ein paar kleiner Geldmauscheleien ins Kellerloch zum Schämen schickt, die verliert so unbezahlbar mehr an kollektiver Lebensqualität und Identität – wer fragt da noch nach Gründen für die schlechte Wahlbeteiligung? Jekyll & Hyde als das subventionierte Verbrechen statt Spaß und Heroismus für alle mit Harry – so kriegt man im Rathaus den Bremer Bürgersinn kaputt!
Daß Scharping auch als Radsportler ein Schuß in den Ofen ist, zeigt sich jeden Tag bei TV live zur Tour de France: „Wo verdammt noch mal bleibt Rudi?“ Fragt sich frei von Doping und Zweifel
Ulrich „Telekom“ Reineking
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