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Die Neue Heimat im Film

■ Ein historisches Filmprogramm über die Wohnungsgesellschaft

„Hamburg im Film“, unter diesem Motto zeigt Joachim Paschen vom Landesfilmarchiv regelmäßig einige der von ihm betreuten 1300 historischen Streifen im Abaton. Anläßlich des 26. Programms, das sich am Sonntag um den gewerkschaftseigenen Baugiganten Neue Heimat drehen wird, fragten wir nach.

taz: Herr Paschen, Sie zeigen sieben Neue-Heimat-Filme, sind die denn interessant?

Joachim Paschen: Oh ja, man kann über sie nicht nur einen Einblick erhalten in die spezielle Problematik dieser gewerkschaftlichen Wohnungsbaugesellschaft. Man gewinnt auch eine Vielzahl von Eindrücken aus der Zeit, in der die Filme entstanden sind.

Wann war das?

Zwischen 1957 und 1974. Es handelt sich dabei im wesentlichen um Filme, die im Auftrag der Neuen Heimat entstanden sind. Nach modernem Sprachgebrauch würde man sie als Industriefilme bezeichnen. Inhaltlich sind sie natürlich stark davon bestimmt, die Neue Heimat in ein gutes Licht zu rücken. Und dann gibt es noch einen reinen Werbefilm, in dem ein junges Paar eine Wohnung sucht und sie bei der Baugesellschaft findet: Wo ein Wille ist.

Wie sieht Hamburg in den Filmen denn aus?

Einerseits sieht Hamburg schrecklich aus, und zwar immer da, wo bewiesen werden soll, daß eine Altbausanierung unbedingt notwendig ist. Sanierung meint hier Niederreißen der Altbauten und ein Neubau im Stil der bekannt fortschrittlichen und bequemen Neue-Heimat-Siedlungen. Und andererseits sieht Hamburg in den Filmen dann natürlich stets hervorragend aus, wenn durch die neuen, lichten Wohnungen glückliche Menschen spazieren.

Glückliche Menschen?

In den Filmen, ja. Heute sieht man das natürlich ein bißchen anders, man baut und denkt nicht mehr so. Aber das Ganze ist wohl doch aus der Zeit heraus zu verstehen, aus der es entstanden ist.

Und was sollte zum Beispiel abgerissen werden?

Ganz St. Georg. Wir zeigen einen kurzen Wochenschaubericht mit den Planungen zum Alsterzentrum, wie es damals genannt wurde. Das war 1966/67. St. Georg sollte weg, und an seiner Stelle sollte eine große, moderne Skyline entstehen. Übrigens haben diese Pläne dazu beigetragen, daß dieser Stadtteil so lange vernachlässigt worden ist. Um ein Gebiet, das sowieso abgerissen wird, kümmert sich eben niemand mehr. Hier haben Sie ein schönes Beispiel dafür, wie man über historische Filme auch heute noch interessante Kapitel der Stadtentwicklung aufschlagen kann.

Letzte Frage: Um welche Themen werden sich die folgenden Vorstellungen drehen?

Im nächsten Jahr werden wir maritim. Wir planen eine Reihe „Hamburg und seine Schiffe“, mit Filmprogrammen über Stapelläufe, über Blohm + Voss und etwa auch die Werftenkrise.

Fragen: Dirk Knipphals

17. 12., 11 Uhr, Abaton

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