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Wie sollen wir das verstehen?

betr.: „Kirche fürchtet um das Abendland“, taz vom 6. 7. 99

Voller Verwunderung las ich Kardinal Meisners Aufruf „individuell [...] Erbarmen“ mit Menschen zu haben, die „aus irgendwelchen Grünen“ nicht persönlich dafür Sorge tragen können, „daß es mit der Menschheit weitergeht“. Denn zweifellos gehört er doch als guter katholischer Kirchenmann selbst in diese Kategorie! Wie sollen wir das verstehen? Bittet der Kardinal etwa für sich selbst um Erbarmen? Oder muß man annehmen, daß er sich doch heimlich aktiv für die Erhaltung unserer Art einsetzt? Das wäre ja ...! Anna Peth, Much

Die Bemerkung Kardinal Meißners, die Homoehe sei der Abschied vom europäisch-abendländischen Menschenbild, zeugt nicht nur von fortgesetzter Diskriminierung, sondern auch von fehlender abendländischer Bildung. Zum Beispiel in Platons Schrift „Das Gastmahl“ erklärt Aristophanes, wie es sich mythologisch ableitet, daß selbstverständlich und gottgewollt heterosexuelle, lesbische und schwule Beziehungen nebeneinander bestehen. Gehört Platon bei Meißner nicht mehr zum europäisch-abendländischen Bildungsgut, daß das Menschenbild zumindest in der Antike prägte? Meißner meinte wohl eher das christlich-abendländische Menschenbild ... Monika Müller, Frankfurt/Main

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