piwik no script img

Unterm Strich

Männer geben in der Musik nach wie vor den Ton an. Keines der 25 größten Orchester in den USA folgt dem Taktstock einer Frau, und von den 1.400 Werken, die diese Ensembles in der vergangenen Saison aufgeführt haben, stammen nur 12 von Komponistinnen. Dass sich dies in den nächsten Jahren ändert, ist das Ziel der Women's Philharmonic in San Francisco. Das weltweit einzige professionelle Frauen-Sinfonieorchester mit regulärer Spielzeit führt ausschließlich Werke von weiblichen Tonschöpfern auf und versucht so Musikerinnen zu unterstützen.

Als die Women's Philharmonic 1981 gegründet wurde, waren Frauen in den Orchestern unterrepräsentiert. Heute macht ihr Anteil etwa 30 Prozent aus. Patrick führt das vor allem auf die Einführung der Blindwerbung zurück: Die Musiker sitzen dabei hinter einem Vorhang, so dass die Orchesterleitung nicht sieht, wer die Geige streicht oder die Tuba bläst.

Bei der Auswahl eines Dirigenten ist es aber unabdingbar, die Bewerber zu sehen. Deshalb haben es Frauen nach Patricks Meinung in diesem Bereich immer noch besonders schwer.

Und noch mehr Frauenleid und -freud: Der Künstlerinnenhof „Die Höge“ ist seit drei Jahren ein Forum für internationale Künstlerinnen aller Sparten. So erläuterten die Performance-Künstlerin Barbara Baum (48) und die Kultur-Managerin Barbara Reinhart (44) ihr Konzept.

Die Idee der „Höge“, im Dorf Högenhausen im Landkreis Diepholz gelegen, gilt europaweit als einmalig. Anders als im nahen Worpswede oder in der Villa Massimo in Rom werden nur Frauen gefördert. Das sei dringend notwendig, versicherte Barbara Reinhart zum „Tag des offenen Hauses“ am Sonntag. Denn auch hier gilt das gleiche Lied wie anderswo: „Von jeder Mark öffentlicher Kulturförderung kommen gerade mal 15 Pfennig bei den Frauen an.“

Rund eine halbe Million Mark pro Jahr pumpen die Höge-Gründerinnen eigenen Angaben zufolge in die Gegenwartskunst von Frauen. Barbara Reinhart hat sogar ihr Erbe in die Stiftung für Künstlerinnen gesteckt. Zudem wird das Projekt von der Europäischen Union, zahlreichen Stiftern, Sponsoren und dem Niedersächsischen Kultusministerium gefördert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen