: FAZ-Mag: Pfiffe
(34) „Der eine schrieb 'Mein Kampf‘ / Der andere 'Mein Leben‘ / Der erste lag brutal / Der zweite knapp daneben.“ Mit diesen erstaunlich lyrischen Worten begann Frank Schirrmacher seinen Vortrag 'Ziemlich große Deutsche – Adolf Hitler und Marcel Reich-Ranicki im Urteil von Joachim C. Fest‘. Was von Schirrmacher als Triumph angelegt war, geriet dem Mitherausgeber der FAZ jedoch zum Desaster. Pfiffe gellten durch das Frankfurter In-Lokal 'Hexenkessel‘, vereinzelt wurde nach einem Arzt gerufen; Ehrengast Joachim C. Fest verließ abwinkend den Saal. Zu Tumulten kam es, als der offensichtlich angetrunkene Schirrmacher deklamierte: „Deutsche, lest Hitler! / Lest Reich und lest Fest / Deutsche, seid schlau / Erspart euch den Rest!“ Allein dem beherzten Eingreifen des 'Hexenkessel‘-Oberkellners Helmut hatte Schirrmacher es zu verdanken, dass er mit einem blauen Auge davonkam. Marcel Reich-Ranicki indes saß stolz vor einem Salatteller und repetierte: „Was für ein schöner Abend zu meinen Ehren. Und der Spiegel hat vollkommen recht: Nur herzlose Leser werden sich diesem Drama entziehen können.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
